Sonntag, 7. April 2019

Happy Bowling

Annelina Waller: Buddha Bowls. Eine Schüssel voll Glück. 160 Seiten mit Fotos. 20.- € . Callwey

Der Trend kommt aus dem gesundheitsbewussten Kalifornien. Inzwischen werden auch bei uns die sogenannte „Bowls“ (engl. Schüsseln) immer beliebter. Dazu mischt man frisches Gemüse, Obst, Körner, Nüsse, Sprossen und andere passende Ingredienzien mit einem interessanten Dressing. Das ergibt eine leckere, leichte und sättigende Mischung. Natürlich kann man sich das nach Gusto selbst zusammenstellen, aber mit dem Bowl-Buch von Annelina Waller macht es viel mehr Spaß. Bei den anregenden vegetarischen Rezepte und den farbigen Fotos läuft einem schon beim Blättern das Wasser im Mund zusammen. Und das Ergebnis schmeckt köstlich, ich habe es ausprobiert.
Gefallen hat mir auch der gute Aufbau des Buches: Auf den ersten Seiten gibt die Autorin grundlegende Infos zu Nährstoffen. Die Bowl-Rezepte sind nach Mahlzeiten eingeteilt: Frühstück, Mittag- und Abendessen, sowie Desserts. Zu jeder Bowl gibt es Anleitung für die passenden Dressings und Hinweise zum Einkauf für die Zutaten.
Ein wunderschönes, praktisches Buch für alle Liebhaber(innen) der leichten Küche.



Samstag, 30. März 2019

Einfach hyyggelig!

Julie Caplin: Das kleine Café in Kopenhagen. 396 Seiten. 9,99 €

Kate arbeitet für eine der größten PR-Agenturen Londons. Nachdem sie durch eine Intrige ihre Beförderung verpasst hat, soll sie nun mit einem Sonderauftrag beweisen, was sie kann: Ein dänischer Hotelier beauftragt sie, englischen Journalisten mit einer gesponserten Reise nach Kopenhagen das Hygge-Gefühl nahezubringen – ein Trend, der sich mit „Gemütlichkeit“ übersetzen lässt, hinter dem aber noch mehr steckt: Bewusstes, achtsames Leben und die Freude an nachhaltigen schönen Dingen. Kate gelingt es, in kurzer Zeit fünf Journalisten für die Fahrt zu gewinnen. Der sechste, Benedict Johnson, will eigentlich nicht, wird aber von seinem Chef dazu verpflichtet. Die Gruppe von überwiegend egozentrischen Journalisten bei Laune und zusammen zu halten, fordert Kate alles ab. Besonders zwischen Benjamin und ihr fliegen die Fetzen. Dass doch noch alles gut geht, verdankt Kate Eva, der liebenswürdigen Besitzerin eines kleinen Cafés in Kopenhagen, das die berühmte dänische Hygge in besonderem Maße verkörpert. Am Ende sind alle glücklich, einschließlich des Auftraggebers. Und ob sich Kate und Ben kriegen? Das verrate ich hier nicht.
Ein locker geschriebenes, spritziges Buch für entspanntes Lesevergnügen. Der nächste Urlaub kommt bestimmt.

Sonntag, 24. März 2019

Herztöne

John Strelecky: Folge dem Rat deines Herzens und du wirst bei dir selbst ankommen. 128 Seiten. 14.- €. Dtv

Ich liebe diese kleinen Bücher, die man portionsweise lesen kann. Man ist nicht gezwungen, sich konzentriert mit einem einzigen Thema zu befassen, sondern darf sich von Ideen und Erkenntnissen inspirieren lassen. Strelecky, Autor des Bestsellers „Das Café am Rande der Welt“, hat seine Gedanken in dieser Form zusammengestellt, jeweils auf einer bis drei Seiten. Persönliche Erlebnisse, Überlegungen und Aphorismen wechseln sich frei ohne Überschrift und Einteilung ab, unterbrochen von schönen farbigen Illustrationen. Der Inhalt ist schlicht, sollte aber nicht unterschätzt werden. Es geht etwa um Träume, Selbstfindung, genaue Beobachtung. Viel anregender Stoff, um einmal in Ruhe in sich hineinzuhören. Heute, morgen, übermorgen… 

Dienstag, 5. März 2019

Auf geht´s!

Doris Märtin: Habitus. Sind Sie bereit für den Sprung ganz nach oben? 328 Seiten. 22,95 €. Campus

Mein höchstes privates Lob für ein Sachbuch ist es, wenn ich es mit einem Stift lese, um wichtige Stellen zu unterstreichen. Bei dem Buch von Doris Märtin habe ich ihn gar nicht mehr aus der Hand gelegt. Die promovierte Sprach- und Literaturwissenschaftlerin vermittelt gut strukturiert und wissenschaftlich fundiert, welcher Habitus die jeweilige Gesellschaftsschicht bestimmt und leitet daraus ab, was zum Aufstieg nötig ist. Das ist hervorragend und oft amüsant geschrieben, ergänzt durch viele aktuelle Beispiele und Experteninterviews.
Was haben die Tüpfelhyänen im Ngorongoro-Krater mit unserer Gesellschaft gemeinsam? Eine Elite, deren Privilegien auch ihr Nachwuchs ganz selbstverständlich genießt. Mit diesem verblüffenden Vergleich aus dem Tierreich startet die Autorin ihre Beschreibung der feinen Unterschiede zwischen der unteren, mittleren und oberen  sozialen Schicht. Jede besitzt ihren eigenen Habitus, ein spezifisches Verhalten, an dem sich die Zugehörigkeit erkennen lässt. Wer in die nächsthöhere Gesellschaftsschicht aufsteigen möchte, muss deren Habitus beherrschen. Doris Märtin präzisiert Habitus als eine Art Kapital in unterschiedlicher Form, das mehr oder minder ausgeprägt ist.
1. Wissenskapital: Was man kann. 2. Materielles Kapital: Was man hat. 3. Soziales Kapital: Wen man kennt. 4. Kulturelles Kapital: Wie man sich abhebt. 5. Physisches Kapital: Wie man Status verkörpert. 6. Sprachlich-kommunikatives Kapital: Wie man spricht. 7. Psychologisches Kapital: Wie man Dinge anpackt.
Der Aufstieg in eine höhere Gesellschaftsschicht gelingt, indem man das dazu notwendige Kapital bei sich erhöht. Unter der Überschrift „So setzen Sie zum Sprung nach oben an“ gibt die Autorin deshalb konkrete Ratschläge, was man tun kann, um etwaige Kapital-Defizite auszugleichen.
Ein wichtiges Handbuch für alle, die nach oben streben und eine interessante, informative Lektüre auch für diejenigen, die mit ihrer Position ganz zufrieden sind.


Sonntag, 24. Februar 2019

"Wir drucken!"

Katharine Graham: Die Verlegerin: Wie die Chefin der `Washington Post` Amerika veränderte. 18.- €. rororo

Katherine Graham ist die berühmte Verlegerin der „Washington Post“, deren Redakteure Woodward und Bernstein seinerzeit die Watergate-Affäre aufgedeckt haben – und dies ist ihre Autobiografie. Sie beginnt mit ihrer Geburt als Tochter einer kapriziösen protestantischen Mutter und eines jüdischen Vaters. Die kleine Kay wächst in großbürgerlichen Verhältnissen auf. Als der Vater die marode „Washington Post“ aufkauft, wird das Blatt zum Lebensinhalt der Familie. Katherines Ehemann Phil übernimmt später die Leitung. Nach seinem Suizid springt Katherine ins kalte Wasser und wird Chefin der „Post“. Ihre Stellung ist mit Kontakten zu hochrangigen Politikern bis hin zu amtierenden Präsidenten verbunden, aber auch zu bedeutenden Künstlern und anderen Prominenten.
Die Biografie liest sich wie eine Dokumentation. Sie besteht aus einer chronologischen Aneinanderreihung von Ereignissen im Kampf um die „Washington Post“, eher sachlich als erzählend. Spannung ergibt sich vor allem aus den Tatsachen. Nicht jeder der 800 Seiten - ich habe das Buch auf meinem E-Reader gelesen - muss man unbedingt die gleiche Aufmerksamkeit schenken. Sie enthalten viel Namedropping und beschreiben den pompösen Lebensstil der amerikanischen Elite. Interessant waren für mich vor allem die Veröffentlichung der geheimen Pentagon-Papiere, die brisante Aufdeckung der Watergate-Affäre, die Gewerkschaftsstreiks, die politischen Verstrickungen und die finanziellen Turbulenzen, auch die persönliche Entwicklung der Verlegerin von der unemanzipierten Frau zur eigenständigen Persönlichkeit.  
Ein sehr ausführlicher, ehrlicher Blick hinter die Kulissen einer großen Zeitschrift und ein faszinierendes Zeitzeugnis mit erstaunlichen Parallelen zur Gegenwart. Lesenswert.

Donnerstag, 14. Februar 2019

Schicksalstanz

Annabel Abbs: Die Tänzerin von Paris. 12,99 €. Aufbau Verlage

Im Film nennt man es Biopic – eine Biografie, die durch fantasievolle Elemente lebendig und verständlich wird. Das ist auch Annabel Abbs gelungen. Sie erzählt die Geschichte von Lucia Joyce, der Tochter des irischen Schriftstellers James Joyce, im Zeitraum von 1929 bis 1933.
Lucia lebt noch bei ihren Eltern in Paris. Sie ist eine begabte Tänzerin, die bereits mit öffentlichen Auftritten Erfolg hat und attraktive künstlerische Angebote bekommt. Keines davon kann sie dauerhaft annehmen, weil ihre Eltern sie immer wieder für sich beanspruchen. Der Vater, seit seinem Werk „Ulysses“ als Genie gefeiert, ist halbblind. Er braucht sie als Muse und Arbeitskraft. Die Mutter neidet ihr die Erfolge und manipuliert sie mit moralischen Appellen. Als einziger Weg, sich vom elterlichen Druck zu befreien, erscheint ihr eine Heirat. Sie verliebt sich in den Schriftsteller Samuel Beckett, der ihr zwar Hoffnung macht, sie dann aber bitter enttäuscht. Das Gleiche passiert ihr mit dem Künstler Alexander Calder. Für eine sensible Frau wie Lucia ist das zu viel: Von den Eltern ausgenutzt kann sie ihre Tanzpassion nicht ausleben, in der Liebe wird sie nur verletzt. Das führt zu einem seelischen Zusammenbruch. Am Ende landet sie in einer psychiatrischen Anstalt und wird von C.G.Jung in psychoanalytischen Sitzungen behandelt.
Annabel Abbs beschreibt den Verlauf nicht chronologisch, sondern auf zwei Zeitebenen: Die Gegenwart während der Psychoanalyse, die Vergangenheit als Erinnerung. Sie lässt Lucia ihre Geschichte selbst erzählen. Es entsteht das überzeugende Bild einer von egoistischen Eltern seelisch missbrauchten jungen Frau, die nicht die Kraft hat, sich von dem schädlichen Einfluss zu lösen. Gleichzeitig ist es ein Beispiel dafür, wie schwer es für die Kinder berühmter Menschen ist, ihr eigenes Leben zu führen.
Ein berührendes und aufschlussreiches Buch für alle, die sich auf die Beschreibung seelischer Entwicklungen einlassen mögen.

Samstag, 26. Januar 2019

Frischekick

Vishen Lakhiani: Lebe nach deinen eigenen Regeln. 10 Schritte zum unkonventionellen Denken. 18.- €. 377 Seiten. Allegria

Mein Vater war Pastor, deshalb fallen mir für manche Belange passende Sprüche aus der Bibel ein. In diesem Fall ist es: „Alten Wein in neue Schläuche gießen“. Der wertvolle „alte Wein“ besteht in den bekannten Methoden, überholte Glaubenssätze loszulassen, Ziele zu visualisieren, Projektionen zu erkennen und seine Lebensaufgabe zu finden. Der Autor füllt sie in „neuen Schläuche“, indem er diesen Lebensregeln eine frische, moderne Form gibt. Vishen Lakhiani, geboren in Malaysia, ist von seiner Ausbildung her Informatiker. Deshalb überträgt er Begriffe aus dem IT-Bereich auf die Persönlichkeitsentwicklung, etwa in den Kapitelüberschriften „Üb dich im Bewusstseinsengineering“, oder „Gönn deinen Lebenssystemen ein Upgrade“, In zehn Schritten erläutert er, wie man das eigene Potenzial entwickeln, respektive „sich „neu programmieren“ kann. Das liest sich keineswegs technisch-trocken. Vishen Lakhiani schreibt locker und bringt anschaulich persönliche Erfahrungen ein. Dabei spürt man dem Autor die Begeisterung über seine Erkenntnisse ab. Was mich allerdings etwas gestört hat, ist seine unkritische Bewunderung für Persönlichkeiten wie Elon Musk oder Ariane Huffington, die er als Vorbilder für unkonventionelles Denken preist. Hier hätte ich mir statt Anhimmeln nach dem Motto „Wie wunderbar, dass ich sie kennenlernen durfte“ mehr Selbstbewusstsein gewünscht. Aber davon abgesehen: Ein inspirierendes und sehr praktisches Buch, das zum Nachdenken anregt, wie man das eigene Leben glücklich und erfolgreich gestalten kann.