Katharine
Graham: Die Verlegerin: Wie die Chefin der `Washington Post` Amerika
veränderte. 18.- €. rororo
Katherine Graham ist die berühmte Verlegerin
der „Washington Post“, deren Redakteure Woodward und Bernstein seinerzeit die
Watergate-Affäre aufgedeckt haben – und dies ist ihre Autobiografie. Sie
beginnt mit ihrer Geburt als Tochter einer kapriziösen protestantischen Mutter
und eines jüdischen Vaters. Die kleine Kay wächst in großbürgerlichen
Verhältnissen auf. Als der Vater die marode „Washington Post“ aufkauft, wird
das Blatt zum Lebensinhalt der Familie. Katherines Ehemann Phil übernimmt später
die Leitung. Nach seinem Suizid springt Katherine ins kalte Wasser und wird Chefin
der „Post“. Ihre Stellung ist mit Kontakten zu hochrangigen Politikern bis hin
zu amtierenden Präsidenten verbunden, aber auch zu bedeutenden Künstlern
und anderen Prominenten.
Die Biografie liest sich wie eine Dokumentation.
Sie besteht aus einer chronologischen Aneinanderreihung von Ereignissen im Kampf
um die „Washington Post“, eher sachlich als erzählend. Spannung ergibt sich vor
allem aus den Tatsachen. Nicht jeder der 800 Seiten - ich habe das Buch auf
meinem E-Reader gelesen - muss man unbedingt die gleiche Aufmerksamkeit schenken.
Sie enthalten viel Namedropping und beschreiben den pompösen Lebensstil der amerikanischen
Elite. Interessant waren für mich vor allem die Veröffentlichung der geheimen Pentagon-Papiere,
die brisante Aufdeckung der Watergate-Affäre, die Gewerkschaftsstreiks, die
politischen Verstrickungen und die finanziellen Turbulenzen, auch die
persönliche Entwicklung der Verlegerin von der unemanzipierten Frau zur
eigenständigen Persönlichkeit.
Ein sehr ausführlicher, ehrlicher Blick
hinter die Kulissen einer großen Zeitschrift und ein faszinierendes Zeitzeugnis
mit erstaunlichen Parallelen zur Gegenwart. Lesenswert.
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