Freitag, 28. Oktober 2016

Für Fashionistas



Marlene Soerensen: Stilvoll. Inspiration von Frauen, die Mode lieben. 171 Seiten mit vielen Fotos. 29.95 €. Callwey Verlag.
Sagte ich schon, dass ich Mode liebe? Nicht die abgefahrene, mit der sich die Redakteurinnen diverser Hochglanzzeitschriften vermutlich selbst nicht auf die Straße trauen, sondern solche, die die Persönlichkeit unterstreicht. Schließlich will eine schöne Seele auch entsprechend verpackt sein. Dazu kann man immer Anregung und Anleitung gebrauchen. So ist dieses Buch nicht die erste Stilfibel, die ich hier bespreche. Wohl aber die Beste! Stellen Sie sich vor, Sie haben Freundinnen, die sich auf dem Gebiet gut auskennen, meist schon wegen ihres Jobs als Kostümbildnerin, Designerin, Schauspielerin. Einige sind bekannt, wie das Model Eva Padberg oder die Sängerin Joy Denalane, andere sind Fashionistas, die ihren Stil gefunden haben. Jedenfalls, alle geben Ihnen wertvolle, praktische Hinweise. Etwa wie ein perfekter Blazer sitzen muss. Oder wie man einen Ringelpulli aufhübscht. Die Tipps der 23 (!) Frauen sind jeweils in der Rubrik „Was man von ihr lernen kann“ praktikabel zusammengestellt. Außerdem gibt es richtig gute Kauftipps, von Schuhen bis Jeans, die offensichtlich nicht von den Herstellern gesponsert sind, jeweils in einer teuren und einer preiswerten Variante. (Einen Tipp habe ich schon umgesetzt und bin damit sehr zufrieden.) Last but not least kann Marlene Soerensen, die Autorin des Buches, als Journalistin hervorragend schreiben. Ihre Beiträge, etwa zum Thema „Bleistiftrock“ sind ein Lesegenuss.
Kurz und gut, ein feines, inspirierendes Buch für alle, die stilvolle Mode lieben und optisch Klasse zeigen möchten.     

Samstag, 22. Oktober 2016

Erkenne dich selbst



Brené Brown: Laufen lernt man nur durch Hinfallen. Wie wir zu echter innerer Stärke finden. 340 Seiten. 19,99 €.  Kailash.
Inneres Wachstum und ein reichhaltiges Leben sind nur möglich, wenn wir uns anderen gegenüber verletzlich, das heißt mit all unseren Emotionen, zeigen. Das ist die Botschaft von Brené Brown, Psychologin und Professorin am Graduate College of Social Work in Houston, Texas. Seit 2001 erforscht sie die Themen Verletzlichkeit, Scham, Authentizität und innere Stärke.
Am Anfang der Weiterentwicklung steht für sie eine ehrliche Bestandsaufnahme der eigenen emotionalen Reaktion auf ein Ereignis. Es geht darum, den verborgenen Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen und die Geschichte zu entdecken, die wir uns selbst zu der jeweiligen Erfahrung erzählen und die in uns Ärger, Traurigkeit, Wut oder Ohnmacht auslöst. Dann gilt es, mutig zur Erkenntnis zu stehen und dem Gegenüber mitzuteilen, was man fühlt. Die Autorin scheut sich nicht (!), dazu offenherzig von ihren persönlichen Erfahrungen zu berichten. Das ist einerseits stimmig und hilfreich zum Verständnis. Gleichzeitig berührt es mich als Leserin auch peinlich: Möchte ich wirklich so viel über die Autorin, die sich ja hier als Expertin und nicht als Privatperson äußert, wissen? Da zeigt sich denn auch die Schwierigkeit des Themas: Wo ist Offenheit mutig und angebracht und wo einfach nur unklug? Browns Anregung, die Hintergründe der eigenen Reaktionen zu erforschen, sie positiv zu verändern und zu sich zu stehen, ist eindeutig sinnvoll. Beim Schritt, die eigenen Emotionen mitzuteilen, hätte ich mir mehr Ausführlichkeit und eine differenzierte Betrachtung gewünscht.  
Jedenfalls, wen das Thema Selbsterkenntnis interessiert, der erhält mit diesem verständlich geschriebenen Buch eine Fülle von Anregungen.     

Sonntag, 16. Oktober 2016

In eigener Sache



Vertrau dem Leben. Von A wie Abenteuergeist bis Z wie Zeitreise. 140 Seiten. 16,99 € . Herder Verlag
Darf man auf einem Rezensionsblog sein eigenes Buch besprechen? Weiß ich nicht, tu ich aber einfach. Soeben ist nämlich mein neues Buch „Vertrau dem Leben“ erschienen. Darin bietet das Alphabet von A bis Z den Rahmen, um meine im Laufe der Zeit gesammelten Erfahrungen und Weisheiten in eine übersichtliche Struktur zu bringen. Bei der Vielzahl der möglichen Themen war die Entscheidung natürlich subjektiv: Kreativität oder Kind? Erfolg oder Engel? Motivation oder Mut? Nur bei Q, X und Y gab es keinen inneren Konflikt, weil dazu die Auswahl recht überschaubar ist und „Qual“ „Xing“ und „Yoga“ keine echten Alternativen darstellten. So habe ich eine Auswahl getroffen, von der ich hoffe, dass sie die Leserinnen und Leser inspiriert, wie etwa „O wie Optimismus – Schwarzseher trinken aus halbleeren Gläsern“ oder “P wie Preis – Es gibt nichts umsonst.“ Herausgekommen ist ein Kaleidoskop interessanter und nützlicher Themen. Zu jedem gibt es eine einführende kleine Geschichte, etwa eine persönliche Erfahrung oder eine wissenschaftliche Erkenntnis, und dann folgen lebensphilosophische Gedanken undr handfeste psychologische Tipps. Garniert wird das Ganze mit meinen eigenen Illustrationen. Ich hoffe, die machen beim Anschauen ebenso viel Spaß wie mir beim Zeichnen.  
Ein Fazit, wie ich es immer zu von mir empfohlenen Büchern gebe? Na klar: Unbedingt lesenswert. Und außerdem ein schönes Weihnachtsgeschenk.
P.S. Wer mir einen adressierten und frankierten Umschlag schickt, der bekommt für sich oder die zu beschenkende Person eine persönliche Widmung mit einer kleinen Original-Zeichnung darauf.   

Samstag, 1. Oktober 2016

Freiheit, die ich meine



Anja Förster, Peter Kreuz: Nein. Was vier mutige Buchstaben bewirken.245 Seiten. 14,99 €. Pantheon Verlag.
Wer Tipps `a la „Schauen Sie Ihrem Gegenüber fest in die Augen und sagen Sie laut und deutlich Nein“ erwartet, hat sich verwählt. Wenn nämlich die Unternehmensberater Förster und Kreuz das Thema angehen, dann gründlich und mit Tiefgang.
In Teil I „Warum Freiheit ein Ladenhüter ist“ machen sie bewusst, wie kostbar die Errungenschaften unserer gegenwärtigen Freiheit im Vergleich zu historischen Beschränkungen sind. Dass uns aber genau diese Wahlmöglichkeiten auch oft lähmen.
Teil II „Wie Hummer wachsen“ geht darauf ein, auf welche Weise wir die individuelle Grenze zwischen den Interessen anderer und unseren eigenen ziehen können. Etwa indem man mit einer „Not-to-do-Liste“ festlegt, was man nicht mehr will. Und dass man aushalten muss, dass Neues Angst macht. Auch ein Hummer wächst schließlich nur, wenn er den alten Panzer ablegt und dadurch für eine Übergangszeit verletzlich ist.
Teil III „Warum wir eine Antwort brauchen“ setzt das individuelle Nein in sozialen Zusammenhang. Ein freier Mensch lebt einerseits gefährlich, es besteht das Risiko, von der Gruppe abgelehnt zu werden. Andererseits braucht eine funktionierende Gesellschaft die Selbstbestimmung ihrer Mitglieder – von deren eigenem Glück mal ganz abgesehen.
So wird am Ende klar, dass sich über das titelgebende NEIN im Grunde das JA eingeschlichen hat. Nicht das schafsköpfig abnickende Ja, sondern das entschiedene Ja zu dem, was einem wirklich am Herzen liegt. Zu allem anderen, so das Credo des Autorenpaares, sollten wir mutig Nein sagen. Dass sich ihr Buch trotz inhaltlicher Ernsthaftigkeit locker und spritzig liest, ist für die Lektüre ein weiteres JA.