Freitag, 13. November 2015

Woher, wohin, warum?



Rüdiger Schache: Der geheime Plan Ihres Lebens. Woher, wohin, warum? 265 Seiten. Goldmann. 9,99 €
Das Buch hat eine ähnlich romantische Aufmachung wie seinerzeit der Bestseller „The Secret“. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Rüdiger Schacher befasst sich mit einem esoterischen Thema, ohne abgehoben oder banal zu sein. Er geht davon aus, dass es in Bezug auf unser Leben zwei planende Instanzen gibt: Die eine ist unser Ich, auch als „Persönlichkeit“ bezeichnet. Die andere ist unsere Seele, definiert als derjenige Teil unseres Bewusstseins, der nicht Verstand, Gefühl oder Körper ist. Die Seele möchte in diesem Leben bestimmte Erfahrungen machen. Dazu sendet sie uns Sehnsüchte und Handlungsimpulse. Das Ich hat dazu allerdings das Vetorecht. Sind die Wünsche der beiden „Planer“ deckungsgleich, dann sind wir glücklich. Stehen sie jedoch gegeneinander, wird es problematisch. Mir gefällt besonders, dass es ausdrücklich nicht um die Überwindung des Ichs geht, sondern darum, Erkenntnisse zu gewinnen, um endlich das Richtige zu wählen. Dazu erläutert der Autor, wie sich die Zeichen in unserem Leben deuten lassen, um den tieferen Sinn zu verstehen und die eigene Lebensaufgabe zu finden. Hinweise geben uns beispielsweise die Herkunftsfamilie, angeborene Gegebenheiten und Beziehungen.
Ein großartiges Buch, das wirklich jeder lesen sollte, der irgendwo in seinem Leben feststeckt und sich fragt, warum er nicht weiterkommt. Für mich ist es zudem ein Beweis dafür, dass Esoterik auch  intelligent, differenziert und äußerst hilfreich vermittelt werden kann.

Dienstag, 10. November 2015

Eine tragische Biografie



David Foenkinos: Charlotte. 237 Seiten, DVA, 17,99 €
Vor Jahren habe ich in Frankfurt die Ausstellung „Leben – oder Theater?“ mit Bildern der Malerin Charlotte Salomon gesehen. Sie haben mich fasziniert und berührt, eine eigenwillige Mischung zwischen Malerei und Comic, verbunden mit Texten.
Charlotte Salomon wird 1917 als einziges Kind jüdischer Eltern in Berlin geboren. Sie wächst in einer gutbürgerlichen Familie auf, deren Geschichte jedoch von zahlreichen Suiziden überschattet ist. Auch ihre Mutter nimmt sich das Leben, als Charlotte neun Jahre alt ist. Der Vater, ein angesehener Medizinprofessor, heiratet erneut, eine Opernsängerin. Künstler und Wissenschaftler gehen nun bei den Salomons ein und aus. Doch die Machtergreifung der Nazis beendet das schlagartig. Der Vater verliert die Lehrbefugnis, die Stiefmutter ihre Engagements. Charlotte, die ihre Bestimmung als Malerin entdeckt hat, wird in der Kunstakademie gedemütigt und verlässt sie. Auch ihre Liebe zu einem Gesangslehrer gestaltet sich schwierig. Charlotte flieht nach Frankreich, malt intensiv, findet eine neue Liebe. Durch Denunziation wird sie von den Nazis entdeckt. Sie ist 26 Jahre alt und schwanger, als sie nach Auschwitz deportiert und ermordet wird.     
David Foenkinos hat ihre Biografie geschrieben, auf ungewöhnliche Art: Die Zeilen sind nicht fortlaufend, sondern wie ein Gedicht formatiert. Erstaunlich ist, dass man sich beim Lesen so schnell daran gewöhnt. Die kurzen Sätze lassen Bilder im Kopf entstehen. Irritierend ist allerdings, dass der Autor gelegentlich die Biografie unterbricht, um über seine eigene Wahrnehmung bei der Recherche zu berichten. Doch auch dieser Kunstgriff erweist sich letztlich als gelungen. Er erzeugt das Gefühl, mit den Augen des Autors wie durch ein Fernrohr in die Vergangenheit zu blicken.
Ein besonderes Buch, das auf der Basis intensiver Recherche das kurze Leben der Malerin beleuchtet und vor allem die psychologischen Hintergründe ihrer Kunst deutlich werden lässt.  

Mittwoch, 4. November 2015

ABC für Selbstdenker



Anja Förster & Peter Kreuz: Alphabet des selbstbestimmten Lebens.  Illustriert von Andreas Link. Großes Format, 32 Seiten, Förster und Kreuz Verlag, 15,90 €
Es muss nicht immer das mentale 3-Gänge-Menü sein, manchmal hat man Lust auf ein paar inspirierende Häppchen. Die servieren die Wirtschafts-Querdenker Förster und Kreuz mit Intelligenz und Tiefsinn. Dabei nutzen sie das Alphabet inklusive Umlaute als Struktur. 
Ich habe als erstes meine Initialen aufgeschlagen: E wie Eudamonia (Glückseligkeit, Gedeihen) für meinen Vornamen. Passt, ich habe über Glücklichsein promoviert. Hier bekomme ich den Impuls, das Beste aus dem zu machen, was ich am besten kann. Dann W wie Wach für meinen Nachnahmen. Hier entnehme ich den guten Rat, wachsam zu sein, um nicht einen Pfad zu beschreiten, der nicht mein eigener ist.
Man kann natürlich auch systematisch von A bis Z vorgehen. In jedem Fall macht dieses Bilderbuch für Erwachsene Spaß und schenkt Aha-Erlebnisse: Auf der linken Seite gibt es immer eine Illustration zu dem jeweiligen Buchstaben von Andros Link, rechts dann den Text-Kick von Förster und Kreuz., von A wie Autopilot bis Z wie Zackzackzack. Ein anregendes Bilderbuch für Erwachsene, zum Eigenbedarf und schön zu verschenken.