Sonntag, 13. September 2015

Ein Tässchen Philosophie



Albert Kitzler: Philosophie to go. Große Gedanken für kleine Pausen. 282 Seiten, Pattloch Verlag, 16,99 €
Gemeinsamkeiten wirken anziehend, so lautet ein Gesetz der Kommunikation. Von daher ist mir der Autor schon mal sympathisch:Er hat, wie ich teilweise auch, in Freiburg Philosophie studiert. Ich habe seit einiger Zeit einen Blog für Aphorismen: wlodarek-weisheiten.blogspot.de, er schickt regelmäßig in einem Newsletter kluge Erkenntnisse aus bedeutenden Werken antiker Denker an Interessierte.
Nun hat Albert Kitzler aus seiner Sammlung ein Buch gemacht. Die Auswahl der Sprüche ist – wie könnte es anders sein - subjektiv. Thematisch sind sie unter Oberbegriffe wie „Selbsterkenntnis“, „Weisheit“, „Achtsamkeit“ oder „Freiheit“ zusammengefasst. Mit einem persönlich gehaltenen Vorwort leitet Kitzler die Bedeutung westlicher und östlicher Weisheiten für das eigene Leben ein. Im Hauptteil zitiert er dann jeweils auf einer Seite zunächst einen Sinnspruch, etwa von Sokrates: „Wie zahlreich sind doch die Dinge, deren ich nicht bedarf“ oder Seneca: „Innere Ruhe ist die beste Medizin gegen alle Krankheiten“. Darauf folgen eine kurze Information zur Quelle und eine Ausdeutung. Das umfangreiche Nachwort gibt einen Überblick über die Geschichte philosophischer Weisheiten.
„To go“ gilt für dieses Buch materiell und mental: Es hat ein handliches kleines Format, so dass es in jede Tasche passt. Die Sprüche samt ihren kurzen Ausdeutungen geben Gedankenanstöße und inspirieren dazu, sie auf eigene Erfahrungen anzuwenden. Reizvoll für alle, die Philosophie lieben, gerne tiefer nachdenken und für beides wenig Zeit haben.

Montag, 7. September 2015

Wege zum Selbstmitgefühl



Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl. Wie man sich von destruktiven Gedanken und Gefühlen befreit. 354 Seiten, 22,90 € , Arbor Verlag
In der Psychologie gibt es einen neuen, interessanten Ansatz: Selbstmitgefühl. Das im Englischen eingängige „Selfcompassion“ ist im Deutschen eine Wortschöpfung, die man leicht mit „Selbstmitleid“ verwechseln könnte. Doch es geht nicht um Jammern, sondern um ein liebevolles Verständnis für sich selbst. Dazu hat der Psychotherapeut Christopher Germer ein umfassendes Lehr- und Arbeitsbuch geschrieben. Teil 1 trägt die Überschrift „Selbstmitgefühl entdecken“, Teil 2 befasst sich mit der „Praxis der Liebenden Güte“, Teil 3 beschreibt „Selbstmitgefühl als individueller Weg.“
Ich lese Sachbücher und Ratgeber immer mit einem farbigen Stift in der Hand, um besondere Sätze zu markieren. Dieses Buch sieht nun ziemlich bunt aus. Solche Sätze sind etwa: „Wie glücklich oder unglücklich wir sind, zeigt sich in der Kluft zwischen dem, was wir uns wünschen und dem, was ist“. Oder: „Selbstmitgefühl bedeutet einfach, dass wir uns selbst dieselbe Freundlichkeit entgegenbringen, mit der wir uns um andere kümmern würden.“ Dank der klaren Sprache wird verständlich, was Selbstmitgefühl ist, nämlich ein Prozess, bei dem wir unsere sämtlichen Gedanken und Gefühle liebevoll akzeptieren, anstatt uns dafür zu verurteilen. Germer bietet dazu eine umfangreiche Anleitung, deren Wirksamkeit er mit Forschungsberichten belegt. Dabei basieren die im Titel angebotenen Wege zu mehr Selbstmitgefühl auf der buddhistischen Praxis der Liebenden Güte (pal. Metta) und damit verbundenen Meditationsformen.
Das Buch ist für generell am Thema Interessierte durchaus aufschlussreich. Für die Praxis setzt es voraus, dass man sich teilweise die buddhistische Sichtweise zu eigen macht und bereit ist, Meditation zu üben.  

Für diejenige, die es lieber kurz, praktisch und ohne explizit buddhistischen Hintergrund mögen, gibt es in der Reihe „Achtsam leben“ des Scorpio Verlages ein passendes Büchlein:

Christine Brähler: Selbstmitgefühl entwickeln. Liebevoller werden mit sich selbst. 123 Seiten, 7,99 €  
Die Autorin, Psychotherapeutin, unterteilt ihr kleines Buch in „Selbstmitgefühl: Die natürliche Antwort auf Leid“, „Die Türen zum Selbstmitgefühl finden“, „Ganz Mensch sein“, „Wut und Vergebung“. Zunächst beschreibt sie, was Selbstmitgefühl ist und warum es sich positiv auswirkt. In Beispielen und Übungen zeigt sie dann, wie man es einsetzt. Schließlich befasst sie sich mit schmerzhaften und ungeliebten Gefühlen wie Wut oder Scham.
Einfühlsam und in einer bildhaften Sprache werden hier auch denjenigen Leserinnen und Lesern die Grundlagen des Selbstmitgefühls vermittelt, denen es eher um Anwendbarkeit als um psychologische Ausführlichkeit geht.