Montag, 26. März 2018

Sprachrohr der Seele

Bijan Amini: Die Seele verstehen – Den Körper heilen. 235 Seiten. 19,95 €. Heseberg Verlag

Professor Bijan Amini, Jg. 43, war Jahrzehnte an der Universität Kiel als Erziehungswissenschaftler tätig und ist der Begründer der Krisenpädagogik. In diesem Buch berichtet er von seinen spektakulären Erfahrungen mit Heilträumen und beleuchtet die philosophischen und pädagogischen Hintergründe.
Wenn die Seele eine starke Belastung verkraften muss, leidet der Körper mit und bringt das Problem in Form von Krankheitssymptomen zum Ausdruck. Sobald dieser Zusammenhang geistig bewusst wahrgenommen wird, kann eine Heilung erfolgen. Das geschieht in der Krisenpädagogik in fünf Schritten, die insgesamt nur zwei Tage benötigen: Ein klärendes Gespräch, Erkenntnis der Thematik, Vorbereitung auf einen Traum und Deutung der Traumbotschaft. Faszinierend ist, dass sich tatsächlich in 90 Prozent der Fälle der gewünschte Traum einstellt und die (Er-)Lösung bringt. In der Folge verschwindet das körperliche Symptom. Was wie Magie oder Wunderheilung klingt, wird in diesem Buch an zahlreichen genau dokumentierten Fallbeispielen seriös belegt. Chronische Rückenschmerzen, Nierenkoliken oder Neurodermitis verschwinden, sobald ihre seelische Ursache erkannt und dank der Traumbotschaft von den Betroffenen unter einer heilsamen Perspektive gesehen wird.
Zusätzlich erläutert der Autor das Mysterium des Traumes sowie die Bedeutung des Geistes für den Menschen und zeigt einen praktischen Weg zur Gesundheit über Ernährung und Entschleunigung.
Vor allem die Fallbeispiele dürften Leserinnen und Leser beeindrucken und chronisch Kranken ein Aha-Erlebnis bescheren. Auch die philosophischen Erläuterungen sind inspirierend, setzen allerdings wissenschaftliche Denkweise voraus und sind dadurch vielleicht weniger eingängig. Ein wichtiges Buch, das einen neuen Aspekt der Verbindung von Körper, Geist und Seele dokumentiert.

Samstag, 3. März 2018

Glück muss man haben!


Robert H. Frank: Ohne Glück kein Erfolg. Der Zufall und der Mythos der Leistungsgesellschaft. 20.- €. DTV
In meinen Büchern „Tango vitale – Krisen und Chancen nutzen“ und „Spielregeln des Lebens für mehr Glück und Erfolg“, habe ich mich intensiv damit beschäftigt, inwieweit wir Einfluss auf unseren Erfolg haben und wo er dem Zufall geschuldet ist. Von daher fand ich es hochinteressant, einmal zu lesen, wie ein Wirtschaftswissenschaftler  das Thema angeht. Robert H. Frank sieht es unter soziologischem und politischem Aspekt.
Die Voraussetzungen für ein mehr oder weniger erfolgreiches Leben sind schon allein durch den Ort der Geburt gegeben. Es ist schließlich reine Glückssache, ob man in einer reichen Zivilisationen mit  ihren Möglichkeiten aufwächst. Trotzdem wird das kaum berücksichtigt. Stattdessen herrscht in unserer westlichen Welt das Denken der Leistungsgesellschaft vor. Sie geht davon aus, dass jeder Mensch seinen Erfolg oder Misserfolg selbst in der Hand hat. Entsprechend glauben viele reiche oder prominente Menschen, sie hätten sich ihren Erfolg selbst zuzuschreiben, etwa auf Grund von Fleiß, Talent, Intelligenz oder Disziplin. Der Autor weist nach, dass Zufallsereignisse in den Lebensläufen bedeutender Persönlichkeiten eine weitaus größere Rolle spielen, als sie selbst annehmen. Zahllose Menschen mit genau denselben Qualitäten werden weder reich noch berühmt, weil Ihnen genau dieses Quentchen Glück fehlt..
Frank spielt einen Eigenanteil am Erfolg keineswegs herunter. Immerhin muss der glückliche Zufall ja ergriffen und mit Qualität ausgefüllt werden. Doch nicht jeder, der es nicht nach oben geschafft hat, ist zu schwach oder hat zu wenig Kompetenz, sondern war vermutlich einfach nicht zur rechten Zeit am rechten Ort. Frank zieht ein politisches Fazit: Der Faktor „Glücklicher Zufall“ lässt sich in förderliche Bedingungen umsetzen, wie Bildung, Angebote, Verteilung von Geldern. Die Erfolgreichen sind aufgefordert, diese Ressourcen dankbar zur Verfügung zu stellen, anstatt sich narzißtisch für ihre Großartigkeit zu loben.
Robert H. Franks Buch enthält viele interessante Beispiele und Grafiken zu Untersuchungen. Es ist anregend und lesenswert. Was man nicht erwarten darf, sind metaphysische Überlegungen, wo denn der glückliche Zufall herkommt. Aber das ist auch gar nicht Franks Absicht.