Donnerstag, 27. November 2014

Feines Porzellan statt Pappbecher

Ashley Bush: Gelassenheit to go. Im Handumdrehen entspannt. 249 Seiten. Knaur mens sana. 9,99 €

Sich einen "Coffee to go" zu genehmigen, ist weit verbreitet. Jeder Pappbecher, der einem unterwegs begegnet, verrät: Da hat es jemand so eilig, dass er sich zum Kaffeetrinken nicht setzen kann.
Was Wunder also, dass ich hinter dem Titel "Gelassenheit to go" ähnliches vermutete: Praktische Tipps für Vielbeschäftigte, die in allerkürzester Zeit wieder fit machen. Umso überraschter  war ich, das "to go" hier eine ganz andere Bedeutung hat. Die Psychotherapeutin Ashley Bush, benutzt es nicht im Sinne von "eilig", sondern verbindet kleine Achtsamkeitsübungen mit  alltäglichen Verrichtungen. Das geschieht jeweils nach dem gleichen Schema: Erst wird der Impuls, d.h. die jeweilige Situation, genannt, z.B. "Streit mit einem geliebten Menschen" oder "Unter der Dusche". Darauf folgt eine Methode, die in dem Fall gelassener macht. Dann beschreibt Ashley Bush dazu ein persönliches Beispiel aus ihrer eigenen Erfahrung. Zum Schluss folgt unter der Rubrik "Zweck" eine Erklärung, wie und warum die Übung funktioniert.
Ein Beispiel: Impuls: Beim Haarewaschen. Methode: Geben Sie etwas Shampoo in Ihre Hand und riechen Sie daran. Schließen Sie die Augen, und während Sie die Haare einschäumen, träumen Sie sich an einen wunderbaren Ort in weiter Ferne.
Auf diese Weise erhält man eine Fülle wunderbarer kleiner Anleitungen, die zudem noch gut sortiert sind, etwa in Übungen, die sich in den Alltag integrieren lassen, die Beziehungen verbessern, die Sinne schulen, den Geist beruhigen oder das Herz öffnen.
Das Buch ist ein echter Schatz, mit viel Liebe, Fantasie und Kenntnis geschrieben. Genießen Sie es mit einer guten Tasse Kaffee. Im Sitzen!    

Freitag, 21. November 2014

Kopfwäsche

Boris Grundl: Mach mich glücklich. Wie Sie das bekommen, was jeder haben will. 296 Seiten. Econ Verlag, 18.00 €

Der Titel "Mach mich glücklich" verrät es bereits: Es geht um unsere Anspruchshaltung. Tatsächlich verlagern wir meist unbewusst unser Streben nach Glück auf andere Menschen, sei es in persönlichen  Beziehungen oder im beruflichen Kontext. Von ihnen erwarten wir, dass sie unser Wohlbefinden fördern.
Im Privatleben fordern wir indirekt: Liebe mich. Wertschätze mich. Lass mich gut dastehen. Mach mich stolz. Beschütze mich. Respektiere mich.
Im Job klingt es dann so: Motiviere mich. Lobe mich. Gib mir positives Feedback. Bezahle mir mehr. Bring mein Leben in Ordnung.
Auch Staat und Gesellschaft werden gebeten: Sichere mich ab. Bilde mich. Gib mir einen Job. Mach mich gesund. Sorge für mich.  
Diese inneren Abhängigkeiten machen uns nicht nur unfrei, sondern verhindern auch, dass wir unsere  eigene Stärke entwickeln. Darauf weist Boris Grundl hin und verlangt Änderung. Seine Position erläutert er imVorwort:"Je mehr ein Mensch sich selbst erkennt, desto mehr bleibt er bei sich, statt sich in der Außenwelt zu verlieren."  Und: "Je bewusster ein Mensch lebt und Entscheidungen trifft, desto klarer wird ihm seine Verantwortung für sein eigenes Leben."
Der Aufruf zur emotionalen Unabhängigkeit klingt für zarte Ohren nicht immer angenehm. Grundl redet nämlich Klartext, und das durchaus oft diktatorisch nach dem Motto "So sehe ich es, so ist es, basta!" Das wirkt an einigen Stellen etwas selbstgerecht, doch insgesamt ist dieser Ton genau richtig, um aufzuwecken. Und was vor allem  überzeugt und dem Autor die Lizenz gibt, derart den Finger auf die Wunde zu legen, ist sein eigenes Schicksal. Seit einem Unfall  ist Grundl querschnittsgelähmt. Aus eigener Kraft hat er sichzu einem erfolgreichen Unternehmer und Coach entwickelt.  Er weiß, wovon er spricht.
Kein gemütliches Buch, bei dessen Lektüre man sich wohlig verstanden fühlt. Dafür ein interessantes und hilfreiches.Manchmal ist es durchaus sinnvoll, einmal so richtig den Kopf gewaschen zu kriegen, damit man weiterkommt. .


Montag, 10. November 2014

Kochen in der Kombüse

Kombüsengold. 32 Rezepte und Herdgeschichten von See . Autor: Kai Schächtele. Fotograf : Thomas Duffé. 220 Seiten, Ankerherz Verlag, 29,99 €

Mein Mann und ich sind leidenschaftliche Segler. Er segelt - und ich liege an Deck unserer "Manati". Manchmal gibt es Ärger, wenn ich ein Tau lösen soll (ja. ich weiß, das heißt korrekt anders) und dann am falschen ziehe. Zum Glück findet das Malheur nicht am Kap der guten Hoffnung statt sondern am Plöner See. Üppig kochen erlaubt die Größe unseres Bootes nicht. Wir können nur ein paar Sandwiches an Bord nehmen. Aber das bedeutet nicht, dass mich nicht interessiert, was in puncto Küche so auf den Schiffen dieser Welt los ist. Und dazu hat der Ankerherz-Verlag ein  tolles Buch herausgegeben.
Sie finden darin gut gemachte Fotos von Köchen auf hoher See, als Porträt oder in Aktion. Sie berichten von ihrem K(n)ochen-Job und erzählen auch so manche unterhaltsame Anekdote. Dazu gibt es  Rezepte, die naturgemäß ebenso einfach wie lecker sein müssen, denn aufwändig Kochen auf engem Raum geht nicht und mit enttäuschten Seeleuten ist nicht gut Kirschen essen.
Ein Buch mit multiplem Gewinn: Es vermittelt eine Prise Fernweh, stillt die Neugier darauf, wie es in der Bordküche zugeht und gibt Impulse nicht nur für Yachtbesitzer, sondern auch für die heimatliche Küche. Nur eines habe ich beim Lesen dieses Buch bedauert: Ich bin Vegetariern und kann deshalb die sich durchaus köstlich lesenden Fleischrezepte nicht nachbasteln. Aber ich verstehe schon: Ganze Männer brauchen was Ordentliches.     

Samstag, 1. November 2014

Tierisch gut

Peter Weißbach: Vom Kreuchen und Fleuchen. Fotos und Verse. Iris Kater Verlag. 

Ich traf den Künstler beim Brunch mit Freunden. Dass kürzlich von ihm ein Buch erschienen ist, erfuhr ich nur per Zufall. Er hatte auch keines dabei, der Gastgeber half mit seinem Exemplar aus.
Lieber Peter Weißbach, warum so bescheiden? Das kleine Buch ist hinreißend und verdient es, groß herauszukommen. Weil es so originell und witzig ist.
Der Autor hat in mehreren Ländern Graffiti fotografiert. Nicht irgendwelche, nur Tiermotiove.
Die Sammlung ist beachtlich und reicht vom Affen bis zum  Zebra, in lockerer Reihenfolge.
Das allein wäre schon interessant. Aber dazu hat er mit viel Witz und Wärme jeweils das passende Gedicht gemacht. Robert Gernhardt und Joachim Ringelnatz lassen grüßen! Hier ist eine Kostprobe.

Zu einem Hasengraffito:
Ihn erreichen aus der Küche
sehr verdächtige Gerüche.
Doch halt!
Kein Grund davonzurasen,
denn heute gibt es falschen Hasen

oder diese, zu einem Tiger-Grafitto:

Der Löwe sagt zur Löwin, er gestehe,
dass er zur Leopardin gehe.
Das Löwenweibchen sagt, das tu ma,
dann tiger ich zum nächsten Puma!

Wenn Sie sich ein Lächeln ins Gesicht zaubern möchten oder jemandem ein hübsches Geschenk machen wollen, dann bestellen Sie dieses Büchlein im Buchhandel.(Der Autor hat es im Selbstverlag herausgebracht).