Freitag, 26. Dezember 2014

Glaube, Liebe, Hoffnung

Neale Donald Walsch: Die Essenz. Die 25 Botschaften aus den "Gesprächen mit Gott".
448 Seiten, 22,99 €,  Arkana
Für diese Rezension fühle ich mich besonders kompetent. Ich bin nämlich eine Pastorentochter. Was bedeutet, dass mir schon von Hause aus sämtliche göttlichen Facetten vertraut sind: Vom lieben Gott, der einem in der Not hilft über den strafenden Gott, der das (innere) Höllenfeuer anfacht  bis hin zum versöhnlichen Gott, der dem reuigen Sünder vergibt. Ich bin allerdings sicher, dass nahezu jeder von uns - auch diejenigen, die nicht (mehr) daran glauben - solche Vorstellungen verinnerlicht haben. Immerhin werden die noch heute mehr oder minder strikt von den organisierten Religionen vermittelt.
Und nun kommt Neale Donald Walsch, bekannt als Autor der Bücher "Gespräche mit Gott", und stellt dieses gewohnte Gottesbild mit 25 Thesen komplett in Frage. Etwa mit dieser:"Es gibt nichts, was du tun musst. Es gibt viel, dass du tun wirst, aber nichts, dass zu tun von dir verlangt wird. Gott will nichts, braucht nichts, verlangt nichts, befiehlt nichts." (Erzählen Sie das mal dem Papst!) Walsch` kühne Thesen entkoppeln unsere Gottesvorstellung von bedrückender, enger Moral und schenken eine große Freiheit. Was aber keineswegs bedeutet, dass wir deshalb ohne Verantwortung leben. Zu seiner spirituellen Theologie gehören auch Thesen  wie "Wir sind alle eins" und "Es ist genug da. Es ist nicht nötig, dass ihr um eure Ressourcen konkurriert, geschweige denn, euch deshalb bekämpft. Ihr braucht nur zu teilen."
Warmherzig, humorvoll und gut verständlich erläutert der Autor seine 25 "Botschaften". Beim Lesen fragt man sich, wieso man sich eigentlich nicht längst von den alten Gottesbildern verabschiedet hat. Besonders überzeugend finde ich dazu diese Überlegung: Wenn es um die Religionen und die daraus hervorgehenden globalen Werte geht, hat sich die Mehrheit der Weltbevölkerung bisher geweigert, das zu tun, was sie in jedem anderen Bereich getan hat, in der Wissenschaft, der Medizin, der Technologie. Wir beharren darauf, unser Leben im 21. Jahrhundert mit spirituellen Werkzeugen aus dem 1. Jahrhundert aufzubauen. Dass das nicht funktioniert, zeigen schon die im Namen der Religionen geführten Kriege. Es wird Zeit umzudenken und den geistigen Horizont zu erweitern.
Ein inspirierendes Buch für alle, die sich für Spiritualität interessieren, ihr Leben verändern und die Welt verbessern möchten.  
    

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Lebensmut

Peter Kürsteiner, Thomas Lindemann: 8 Jahre Fieber. Ein Buch von Mut und Hoffnung. 15 Menschen nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. 204 Seiten, Genuin Verlag 19,90 €
Ehrlich gesagt, als ich den Untertitel "von Mut und Hoffnung" las, erwartete ich emotional aufwühlende Geschichten. Solche, die einem durch ihre dramtische Aufbereitung beim Lesen die Tränen in die Augen treiben. Doch diese Art von Voyeurismus bedient dieses Buch gerade nicht. Jedes Schicksal ist wie ein Protokoll beschrieben, sachlich und knapp: Ein seltenes Fieber, Krebs, Burnout, Sucht, Depression, Körperbehinderung, Opfer eines Autounfalls und eines Banküberfalls, ein ärztlicher Behandlungsfehler, der Tod eines Kindes  - dieses Leid braucht keine künstliche Dramatik, es ist schlimm genug. Die Menschen, denen das wiederfahren ist, haben nicht aufgegeben, sie haben sich tapfer  zur bestmöglichen Normalität zurückgekämpft. Das allein ist schon sehr ermutigend. Aber außerdem bietet das Buch zu jeder Geschichte einen Experten-Beitrag. In ihm werden je nach Bedarf Hintergrundinformationen, Adressen von Vereinen und Anlaufstellen sowie Literatur genannt.
Das Buch zeigt jedem von uns auf nüchterne, klare Weise, wie zerbrechlich unser Leben in Wirklichkeit ist. Betroffenen kann es Mut machen und kompetente Hilfestellung geben.      

Freitag, 12. Dezember 2014

Berufung statt Job

Oliver Fritsch, Michaela Lang: Alles anders. Erkennen Sie Ihre wahre Berufung und werden Sie glücklich. 263 Seiten. 12,99 €, MVG Verlag
Kürzlich fragte mich der Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt in einem Interview: "Wie lange möchten Sie Ihren Beruf ausüben?" Meine spontane Antwort war: "Bis ich tot vom Stuhl falle." Weil das denn doch etwas flapsig klang, erläuterte ich: "Ich liebe alles, was ich tue." Das ist keineswegs selbstverständlich. Viele Menschen sind mit ihrer Arbeit weniger glücklich, halten aber  aus verschiedenen Gründen daran fest. Außerdem ist es gar nicht so einfach, herauszufinden, wozu man besonders geeignet ist.
Für alle diejenigen, die mit ihrem beruflichen Status quo unzufrieden sind und sich grundlegend verändern möchten, gibt das Autorenpaar Hilfestellung. Sie bezeichnen ihren Ratgeber bewusst als "Workshop". Tatsächlich muss man die Seiten mit einem Stift in der Hand durcharbeiten. Dazu ist der Kurs in sechs Schritte aufgeteilt:
1. Wo stehe ich? 2. Was bringe ich mit?  3. Was ruft in mir? 4. Wo will ich hin? 5. Was hindert mich? 6. Wir komme ich hin?
Zu diesen Themenbereichen gibt es jede Menge Checklisten und Grafiken
Der Workshop ist sinnvoll aufgebaut und umfassend. Wer sich darauf einlässt, erfährt eine Menge  über seine Stärken und Schwächen, seine Motive und Werte, seine äußeren und inneren Hindernisse.
Daraus lassen sich dann persönliche Schlüsse ziehen. Lesern und Leserinnen, die  es gewohnt sind, sich eigenständig Gedanken zu machen, kann das Buch dank seiner präzisen Anleitung ein Coaching ersetzen oder zumindest eine  gute Vorbereitung dazu sein.
Ein passender Ratgeber für alle, die sich ihre beruflichen Träume noch erfüllen möchten.

Freitag, 5. Dezember 2014

Reise(ver)führer

Nicole Adler (Hrsg): "Berlin for Women only", "München for Women", "Wien for Women only". Je ca. 200 Seiten. Brandstätter Verlag. Je 22,- € 

Im Sommer in Paris hat mein Ehemann kapituliert. Er war es leid, von einer Boutique zur nächsten  geschleppt zu werden. Ich hatte nämlich ein Buch von Ines de la Fressange zur Hand. Darin verrät das ehmalige Chanel-Model auf ganz persönliche Art unter anderem auch, wo man die Pariserin  ihre schicken Sachen kauft und gut isst. "Schade, dass es so etwas nicht auch für unsere Städte gibt." dachte ich. Der Brandtsätter Verlag hat meinen Wunsch erhört. Nun gibt es - schön aufgemacht und sehr vielseitig - eine Triologie, die zudem noch umfangreicher ist als mein Paris-Guide. Unter den Stichworten "Mode", "Shoppimg", "Essen und Trinken", "Nachtleben", "Kunst und Kultur", Theater und Festivals", "Beauty und Entspannung ", "Ausflüge" und Erholung"  findet frau die besten  Adressen. Außerdem gibt es Insider-Tipps von interessanten Bewohnerinnen der Stadt und von Prominenten. Das Ganze ist mit vielen Fotos garniert.
München und Wien muss ich demnächst mit dem jeweiligen Führer noch ablaufen, aber Berlin habe ich  schon getestet. Die empfohlenen Läden und Lokalitäten sind teilweise zwar nicht gerade preiswert, haben aber dafür Klasse und Flair. Außerdem, wer sagt denn, dass man immer kaufen muss. Gucken kann auch schön sein. Und das gilt schon mal zu allererst für diese drei Bücher.
Übrigens, Männer, das wäre ein passendes Geschenk für eure Liebste, so zum Blättern und von einem Städtetrip träumen. Ihr müsst im Ernstfall auch nicht mitgehen.