Sonntag, 20. Oktober 2013

Durchhalten!

Marc Gassert: Alles ist schwer, bevor es leicht wird.  Mit dem Wissen der Shaolin zu mehr Disziplin und Willenskraft. Ariston Verlag, München 2013, 272 Seiten, 16,99 €

Ein paar Häuser neben meinem Büro ist ein großes Kung Fu -Centrum, stilecht mit Buddhas im Eingangsbereich und Ying-Yang-Zeichen an der Fensterscheibe. Vor einiger Zeit warb man dort auch für eine Sportart namens "Fitfight". Ich dachte mir: Etwas mehr Bewegungspower kann nicht schaden, außerdem ist  der Weg kurz. Nun ja, die Probestunde habe ich noch durchgehalten, dann wusste ich schweißüberstömt und schachmatt: Nichts für mich. Dass ich nun trotzdem den Ratgeber eines Kampfsportlers vorstelle, liegt an seinem eigentlichen Thema. Es geht um Willenskraft. Marc Gassert zeigt, wie wir mit Selbstdisziplin unsere Ziele erreichen können. Er selbst hat sich schon früh asiatischen Kampfkünsten verschrieben und bei den berühmten Shaolin-Mönchen nicht nur die Technik, sondern vor allem auch die Schulung der Geisteskräfte gelernt. In seinem Buch stellt er die dazu notwendigen Tugenden vor, wie etwa Geduld und Mut,  und gibt Tipps gegen Versagensängste, Aufschieberitis. Perfektionismus und Trägheit.
Ein schöner Überblick über geistige Grundlagen, von denen wir für unsere Persönlichkeit und für berufliche Aufgaben profitieren können. Der Charme besteht darin, dass sie im asiatischen Gewand daher kommen und durch die Exotik noch eingängiger und interessanter werden.
In diesem Sinne mache ich gerne Kampfsport.   

Freitag, 11. Oktober 2013

Einsamkeit als Lust



Mariela Sartorius: Die hohe Schule der Einsamkeit. Von der Kunst des Alleinseins. Gütersloh 2006. 17,95 €
Man kann sich auch in ein Buch verlieben und es beschreiben wie einen Menschen, der einem sehr gefällt: Charmant, klug, hinreißend, eigenwillig, extravagant, originell. Das alles ist jedenfalls „Die hohe Schule der Einsamkeit“ von Mariela Sartorius. Vielleicht schätze ich die Qualität deshalb noch besonders, weil ich seinerzeit selbst ein Buch zum Thema Einsamkeit geschrieben habe („Jetzt geh ich´s an! Besseren Kontakt zu sich und andere finden.“) Darin ging es um Hilfe für das Leiden an der Einsamkeit. Mariela Satorius hat einen anderen Weg gewählt: Sie befasst sich mit der hellen Seite des Alleinseins, mit seinen Chancen und Genüssen. Es ist kein Ratgeber im üblichen Sinne, eher ein Stück Lebensphilosophie mit viel Witz, gut beobachteter Situationskomik und persönlicher Erfahrung. Ein besonderes Vergnügen ist die elegante Sprache, die die Autorin als erfolgreiche Schreiberin für Feuilletons großer Zeitungen ausweist. Zum Aspekt „Lärm“ – den die einsame Person nicht mag – liest man dann zum Beispiel Sätze wie diesen: „Der Zimmerkellner klopft zu laut und hämmert damit die Stimmung weg, die uns Champagner ordern ließ.“ Aus den einzelnen positiven Facetten der Einsamkeit entsteht am Ende eine rundes, optimistisches Bild und weckt ein ganz neues Gefühl: So möchte man gerne einsam sein. 

Freitag, 4. Oktober 2013

Eine Frau, die Mut macht.

Eveline Hall mit Hiltrud Bontrup und Kirsten Gleinig:: Ich steige aus und mach ´ne eigene Show.
Eden Books. 2013, 19,95 € 

Ich war mit Eveline Hall auf Reisen, sie war eine sehr angenehme Gefährtin.  Leider war ich nicht persönlich mit ihr unterwegs, aber sie hat mich in Buchform begleitet. Wo hat man schließlich mehr Muße zum Lesen als beim Warten auf einen verspäteten Flieger oder abends im Hotelzimmer? Dort bin ich eingetaucht in die Biografie des 68jährigen Models, einer ehemaligen Tänzerin und Schauspielerin.
Aufgeschrieben haben ihr buntes Leben eine Journalistin und eine Lektorin. Schön der Reihe nach, von der Kindheit in Berlin über ihre  Zeit in Las Vegas und Paris bis hin zu ihrer unerwarteten internationalen Karriere als Senior-Model.
Was Eveline Halls Biografie in die Nähe eines Ratgebers rückt, ist genau das, was Biografien wertvoll macht: Im Lebenslauf eines Menschen zeigen sich oft Gesetzmäßigkeiten, die auch für andere fruchtbar und interessant sind. Bei ihr ist es der Mut, immer wieder Neues zu beginnen. Und der deutliche Hinweis darauf, dass zu jedem Erfolg auch Fleiß und Disziplin gehören, frei nach dem Spruch "Glück muss man sich verdienen". Vor allem aber zeigt Eveline Hall, dass auch im Alter immer wieder Überraschungen und Herausforderungen möglich sind, wenn man sich selbst nicht aufgibt. Der Moderator Markus Lanz, bei dem sie im Zuge der Buch-Promotion zu Gast war, sagt: "Eveline Hall ist eine Zumutung für all die Gespachtelten, Gebotoxten und Gefacelifteten." Will sagen, für alle Frauen, die Angst vor dem Alter haben.
In diesem Sinne empfehle ich ihre Biografie zur Lektüre. Was man dabei nicht erwarten darf, sind tiefere Reflexionen. Das Buch beschreibt  einfach und ehrlich einen Lebensweg, und der ist interessant genug. 

Dienstag, 24. September 2013

Der Weg zur Meisterschaft



Robert Greene: Perfekt. Der überlegene Weg zum Erfolg.
Hanser Verlag, München 2013,
24,90 €

Natürlich ist Ihnen Leonardo da Vinci ein Begriff. Aber sagt Ihnen auch der Name Yoky Matsuoka etwas? Ich jedenfalls hatte noch nie von der auf dem Gebiet der Roboterentwicklung berühmten Wissenschaftlerin gehört. Dabei ist sie, ebenso wie zahlreiche sehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten, ein spannendes Beispiel dafür, wie man auf seinem Gebiet Perfektion – im Sinne von Meisterschaft - erlangen kann. 
Der Autor Robert Greene nutzt und beschreibt die Biografien erfolgreicher Menschen als Mustervorlage, um aufzuzeigen, wie man das eigene Potenzial in höchster Form entfalten kann. Dabei unterteilt er den Weg zur Vervollkommnung in drei Phasen: Die Lehrzeit, die aktive–kreative Phase und schließlich die Meisterschaft.
Mit großer Liebe zum Detail und kluger Analyse leitet Green aus den Beispielen die passenden Regeln ab, etwa Strategien zum Erwerb  sozialer Kompetenz oder die Schritte zur Aneignung von Fähigkeiten.
Dass Robert Greene Klassische Philologie und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert hat, kommt dem Buch deutlich zugute. Seine fundierten Kenntnisse machen es zu einem besonderen und anspruchsvollen Ratgeber, der außer dem praktischen Nutzen ein Leseabenteuer bietet. Eine Inspiration für alle, die Lust haben, sich in fast 400 Seiten auf eine Weltreise in Sachen Meisterschaft zu begeben.

Montag, 16. September 2013

Tofu küsst Steak

Iris Lange: Tofu küsst Steak.97 Duo-Rezepte für Vegetarier und Fleischfans.
Trias Verlag, Stuttgart 2013
17,99 €

 Ich stehe mit Schürze im Kochstudio vom "Nil", einem beliebten Hamburger Restaurant, und schnipple mit Journalistinnen Spitzkohl für einen knackigen Salat. Andere schneiden Seitan (Soja-Fleischersatz) und echtes Schweinefleisch zu Gyros oder formen Pastetchen wahlweise mit Schafskäse oder Lachs. Alles unter den kundigen Augen der sympathischen Ernährungswissenschaftlerin Iris Lange, Autorin des Rezeptbuches "Tofu küsst Steak", aus dem wir hier einiges praktisch umsetzen..
Was mich als Rezensentin hautpsächlich psychologischer Ratgeber ausgerechnet in einen Kochworkshop verschlagen hat und zum Lob eines Kochbuches animiert? Nun, erstens gehören Leib und Seele zusammen. Und zweitens bin ich persönlich betroffen: Iris Lange hat nämlich mit ihrem Buch eine geniale Idee für "Mischehen":  Es enthält 97 Duo-Rezepte für   für Vegetarier und Fleischfans. Das trifft genau unsere häusliche Kombination: Ich frischgebackene Vegetarierin, mein Mann dem Fleisch zugetan. Bisher habe ich entweder für die Mahlzeiten das Fleisch weggelassen oder doppelt gekocht.  
Die Lösung aus dem Dilemma ist: dieses Buch Ein Rezept, einmal kochen, aber zwei Varianten servieren.
Schon beim Blättern läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Und  dank des Workshops kann ich Ihnen versichern: Wirklich lecker.