Donnerstag, 6. März 2014

Was vom Leben übrig bleibt...

David Menasche: "Davids Liste. Was bleibt, wenn ich gehe." Knaur MensSana. München 2014. 207 Seite. 16,99 €

Themen haben ihre Zeit. Vor kurzem waren noch Bücher über "Glück" im Trend, nun ist der Tod im Fokus der Ratgeber, wie etwa Bronnie Wares "Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen." oder Christiane zu Salm mit "Dieser Mensch war ich".In diese Reihe fügt sich auch das Buch von David  Menasche ein, der persönliche Erfahrungsbericht eines Todkranken.

David Menasche ist ein leidenschaftlicher Lehrer. Mit viel Herzblut und Einfühlungsvermögen unterrichtet er Englisch an einer Senior High School in Miami. Sein Ziel ist es nicht nur, den Kids die Liebe zur Sprache zu vermitteln, sondern auch, ihnen über die Literatur Lebenhilfe zu geben. Bis ihn die fürchterliche Diagnose "Gehirntumor" trifft. Die medizinischen Maßnahmen schwächen ihn so sehr, dass er schließlich nicht mehr unterrichten kann. Er entscheidet sich, die Behandlung abzubrechen. Halb blind und teilweise gelähmt macht er sich allein auf einen Roadtrip durch die USA, wobei er jeweils ehemalige Schülerinnen und Schüler besucht. Für ihn ist das trotz aller Schwieirgkeiten eine Erntezeit, denn er erhält alle Liebe und Fürsorge zurück, die er seinen Schülern in guten Zeiten gegeben hat.

Seine Erfahrungen sind berührend. Obwohl es mich ein wenig irritiert hat, dass sowohl die Beschreibung der Unterrichtserfolge als auch die Rückmeldungen der  Schüler, die am Ende jedes Kapitels stehen, nur positiv sind. Da frage ich mich: Gab es keine Versager, keine Ablehnung, kein Scheitern? Dieser Part scheint mir etwas zu perfekt geraten. Aber diese Kritik ist nur marginal im Vergleich zum Gewinn beim Lesen:
  •  Menasches Leidenschaft für seinen Beruf macht nachdenklich: Tun wir wirklich das, was uns entspricht und was wir lieben? Nur dann wird etwas von uns bleiben, wenn wir nicht mehr sind. Weil es in anderen weiterlebt, denen wir etwas geben konnten. 
  • Auch in der schlimmsten Situation gibt es noch die Wahl zumindest für die innere und oft auch noch für die äußere Freiheit. Das Leben kann auch noch mit größten Einschränkungen lebenswert sein, wenn es uns gelingt, das so zu sehen
Wer kann einen schon überzeugender zum Nachdenken bringen als ein Autor, der lebt, was er vermittelt? Es lohnt sich, das Buch zu lesen.  


    

Montag, 3. März 2014

Das Lob der "Als ob"- Methode

Richard Wiseman: Machen - nicht denken! Die radikal einfach Idee, die Ihr Leben verändert. 
Fischer Taschenbuch. Frankfurt a.M. 2013. 398 Seiten. 9,99 €

Richard Wiseman, Psychologie-Professor an der englischen Universität Hertfordshire, schätze ich schon länger. Seine konkreten Tipps für Glückspilze etwa habe ich gerne in Vorträgen verwandt. Als Autor wertet er wissenschaftliche Untersuchungen praktisch aus, fachlich solide und zur Lesefreude mit Humor aufgelockert.
Nun ist ein neues Buch von ihm erschienen. Der Titel der deutschen Ausgabe lautet provokant "Machen - nicht denken!". Was keineswegs als Aufforderung zu blindem Aktionismus zu verstehen ist.
Vielmehr belegt Wiseman mit bekannten und neuen Untersuchungen, dass die "Als ob" - Methode durchaus Wirkung zeigt. Statt zuerst das Denken zu bemühen, um einen Effekt zu erzielen, wird der Schwerpunkt sofort auf das Verhalten gelegt, frei nach dem Motto des viktorianischen Philosophen William James. Der wies schon seinerzeit auf diese Möglichkeit hin: "Wenn du eine bestimmte Eigenschaft haben willst, handel so, als ob du sie schon hättest."

Dazu ein paar Beispiele aus Wisemans Experimenten-Schau:
  • Wenn Sie Ihre Kreativität hervorlocken wollen, sollten Sie umhergehen, und zwar kurvenreich und unvorhersagbar.
  • Ihr Durchhaltevermögen bei schwierigen Aufgaben steigern Sie, indem Sie Ihre Arme verschränken.
  • Konfrontiert man Sie während Ihrer Diät mit einem Teller Süßspeise, schieben Sie ihn bewusst von sich weg. Auf diese Weise lässt die Versuchung nach. 
  • Falls Sie ein leichtes Schuldgefühl verspüren, waschen Sie Ihre Hände. 

In der Verkürzung klingen diese Beispiele hier vielleicht ein wenig simpel, aber als Fazit aus seriösen Untersuchungen sind sie es keineswegs.

Es lohnt sich, Wisemans Mischung aus Sachbuch und Ratgeber zu lesen. Psychologisch Interessierte  werden ihre Aha-Erlebnisse haben und neue Ansätze zur Veränderung kennenlernen.   

Sonntag, 17. November 2013

Das Gedankenexperiment

Pam Grout: E2. Wie Ihre Gedanken die Welt verändern. Neun Beweise zum Selbsttesten. 
Allegria Verlag. 2013, 222 Seiten. 14,99 €

Wer mein Buch "Wunscherfüllung für Selbstabholer" gelesen hat, weiß, was ich normalerweise von Werken halte, die einem naiv vermitteln, der pure Glaube könne ohne jede Anstrengung Wunder wirken.Da konnte ich bisher ganz schön zickig werden.

Und nun ist tatsächlich ein Wunder geschehen: Pam Grout hat es geschafft, mich vom Saulus zum Paulus zu bekehren. Und das mit einem genialen Schachzug: Mit genau beschriebenen Experimenten leitet sie ihre Leser an, selbst auszuprobieren, ob sie mit ihren Gedanken Ergebnisse erzeugen können.  Die Experimente tragen so fantasievolle Namen wie "Das Abrakadabra-Prinzip", das "Leserbrief-Prinzip" oder das "Brot-und-Fisch-Prinzip". Man ist angehalten, sie wie ein(e) Wissenschaftler(in)   durchzuführen. Das Ergebnis soll sich dann innerhalb von 48 Stunden zeigen. Das macht nicht nur einen Riesenspaß, sondern zeigt auch sehr klug, welchen Einfluss unsere Gedanken, Einstellungen und Erwartungen auf das haben, was uns passiert.

Ausgangpunkt sind die Ergebnisse der Quantenphysik, die belegen, das alles Energie ist - also auch unsere Gedanken. Grout spricht von einem "Feld des Potenzials", das uns ständig zur Verfügung steht und dass wir über unsere Gedanken nutzen können. Esoterisch ist das schon, aber vom Feinsten. Mit viel Humor, ohne missionarischen Eifer erläutert die Autorin ihre  Ansicht und ist gerade dadurch so überzeugend.

Falls sich Pam Groult in einem Experiment selbst begeisterte Rezensionen gewünscht hat: Dies ist eine! 



Dienstag, 5. November 2013

Schiff Ahoi!

Claus Schweizer: Traumreisen mit dem Schiff. 274 Seiten, 22,90 €, AT Verlag 2013


Meine erste Kreuzfahrt habe ich mit 20 Jahren gemacht, eine Flussreise von Rotterdam nach Basel. Aber nicht als Gast, sondern als Stewardess - auf diese Weise habeich mir während des Studiums Geld verdient. Ich erinnere mich noch, dass ich angewiesen wurde, den Messinghandlauf  der Treppe mit Politur so zu wienern, dass er wie pures Gold glänzte und dass ich lernte, Betten im Akkord zu beziehen.Ganz schön anstrengend
Wenn ich dagegen heute durch das Buch "Traumreisen mit dem Schiff" blättere, dann ist das Entspannung pur und außerdem sehr informativ. Im Ratgeber werden 84 Kreuzfahrt- und Flussschiffe unter die Lupe genommen. Es gibt Hinweise, ob sie besonders für Trendsetter, Nostalgiker, Weltenbummler, Familien mit Kindern oder Naturliebhaber geeignet sind.Jedes Schiff wird genau beschrieben: Ambiente, Kabinen, Essen und Trinken, Service, Wellness und Sport, Unterhaltung, Extras, Passagier-Platz-Verhältnis und Routen. Zahlreiche Fotos ergänzen die Beschreibung. Außerdem erfährt man mit einem Augenzwinkern die Don´ts einer Schiffsreise und das Kreuzfahrten-Einmaleins von Backbord bis Zodiak.
Beim Lesen bekommt man richtig Lust, zumal für jeden Geschmack etwas dabei ist. Eigentlich könnte ich doch mal wieder eine Kreuzfaht machen - diesmal natürlich als Gast.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Durchhalten!

Marc Gassert: Alles ist schwer, bevor es leicht wird.  Mit dem Wissen der Shaolin zu mehr Disziplin und Willenskraft. Ariston Verlag, München 2013, 272 Seiten, 16,99 €

Ein paar Häuser neben meinem Büro ist ein großes Kung Fu -Centrum, stilecht mit Buddhas im Eingangsbereich und Ying-Yang-Zeichen an der Fensterscheibe. Vor einiger Zeit warb man dort auch für eine Sportart namens "Fitfight". Ich dachte mir: Etwas mehr Bewegungspower kann nicht schaden, außerdem ist  der Weg kurz. Nun ja, die Probestunde habe ich noch durchgehalten, dann wusste ich schweißüberstömt und schachmatt: Nichts für mich. Dass ich nun trotzdem den Ratgeber eines Kampfsportlers vorstelle, liegt an seinem eigentlichen Thema. Es geht um Willenskraft. Marc Gassert zeigt, wie wir mit Selbstdisziplin unsere Ziele erreichen können. Er selbst hat sich schon früh asiatischen Kampfkünsten verschrieben und bei den berühmten Shaolin-Mönchen nicht nur die Technik, sondern vor allem auch die Schulung der Geisteskräfte gelernt. In seinem Buch stellt er die dazu notwendigen Tugenden vor, wie etwa Geduld und Mut,  und gibt Tipps gegen Versagensängste, Aufschieberitis. Perfektionismus und Trägheit.
Ein schöner Überblick über geistige Grundlagen, von denen wir für unsere Persönlichkeit und für berufliche Aufgaben profitieren können. Der Charme besteht darin, dass sie im asiatischen Gewand daher kommen und durch die Exotik noch eingängiger und interessanter werden.
In diesem Sinne mache ich gerne Kampfsport.   

Freitag, 11. Oktober 2013

Einsamkeit als Lust



Mariela Sartorius: Die hohe Schule der Einsamkeit. Von der Kunst des Alleinseins. Gütersloh 2006. 17,95 €
Man kann sich auch in ein Buch verlieben und es beschreiben wie einen Menschen, der einem sehr gefällt: Charmant, klug, hinreißend, eigenwillig, extravagant, originell. Das alles ist jedenfalls „Die hohe Schule der Einsamkeit“ von Mariela Sartorius. Vielleicht schätze ich die Qualität deshalb noch besonders, weil ich seinerzeit selbst ein Buch zum Thema Einsamkeit geschrieben habe („Jetzt geh ich´s an! Besseren Kontakt zu sich und andere finden.“) Darin ging es um Hilfe für das Leiden an der Einsamkeit. Mariela Satorius hat einen anderen Weg gewählt: Sie befasst sich mit der hellen Seite des Alleinseins, mit seinen Chancen und Genüssen. Es ist kein Ratgeber im üblichen Sinne, eher ein Stück Lebensphilosophie mit viel Witz, gut beobachteter Situationskomik und persönlicher Erfahrung. Ein besonderes Vergnügen ist die elegante Sprache, die die Autorin als erfolgreiche Schreiberin für Feuilletons großer Zeitungen ausweist. Zum Aspekt „Lärm“ – den die einsame Person nicht mag – liest man dann zum Beispiel Sätze wie diesen: „Der Zimmerkellner klopft zu laut und hämmert damit die Stimmung weg, die uns Champagner ordern ließ.“ Aus den einzelnen positiven Facetten der Einsamkeit entsteht am Ende eine rundes, optimistisches Bild und weckt ein ganz neues Gefühl: So möchte man gerne einsam sein. 

Freitag, 4. Oktober 2013

Eine Frau, die Mut macht.

Eveline Hall mit Hiltrud Bontrup und Kirsten Gleinig:: Ich steige aus und mach ´ne eigene Show.
Eden Books. 2013, 19,95 € 

Ich war mit Eveline Hall auf Reisen, sie war eine sehr angenehme Gefährtin.  Leider war ich nicht persönlich mit ihr unterwegs, aber sie hat mich in Buchform begleitet. Wo hat man schließlich mehr Muße zum Lesen als beim Warten auf einen verspäteten Flieger oder abends im Hotelzimmer? Dort bin ich eingetaucht in die Biografie des 68jährigen Models, einer ehemaligen Tänzerin und Schauspielerin.
Aufgeschrieben haben ihr buntes Leben eine Journalistin und eine Lektorin. Schön der Reihe nach, von der Kindheit in Berlin über ihre  Zeit in Las Vegas und Paris bis hin zu ihrer unerwarteten internationalen Karriere als Senior-Model.
Was Eveline Halls Biografie in die Nähe eines Ratgebers rückt, ist genau das, was Biografien wertvoll macht: Im Lebenslauf eines Menschen zeigen sich oft Gesetzmäßigkeiten, die auch für andere fruchtbar und interessant sind. Bei ihr ist es der Mut, immer wieder Neues zu beginnen. Und der deutliche Hinweis darauf, dass zu jedem Erfolg auch Fleiß und Disziplin gehören, frei nach dem Spruch "Glück muss man sich verdienen". Vor allem aber zeigt Eveline Hall, dass auch im Alter immer wieder Überraschungen und Herausforderungen möglich sind, wenn man sich selbst nicht aufgibt. Der Moderator Markus Lanz, bei dem sie im Zuge der Buch-Promotion zu Gast war, sagt: "Eveline Hall ist eine Zumutung für all die Gespachtelten, Gebotoxten und Gefacelifteten." Will sagen, für alle Frauen, die Angst vor dem Alter haben.
In diesem Sinne empfehle ich ihre Biografie zur Lektüre. Was man dabei nicht erwarten darf, sind tiefere Reflexionen. Das Buch beschreibt  einfach und ehrlich einen Lebensweg, und der ist interessant genug.