Montag, 21. Januar 2019

ICHWAHN

Markolf H. Niemz: Ichwahn. Ein Physiker erklärt, warum Abgrenzung gegen unsere Natur ist. Der Schlüssel für ein neues Miteinander. 217 Seiten. 19,99.-€. Ludwig Verlag

Markolf H. Niemz ist Physiker und Professor für Medizintechnik an der Uni Heidelberg. In seinem Buch stellt er die These auf, dass der Ichwahn die primäre Ursache aller sozialen Konflikte ist und dass Abgrenzung gegen unsere Natur ist. Dabei unterscheidet er im ersten Kapitel vier verschiedene Arten von Ichwahn: Den zwischenmenschlichen, den wissenschaftlichen, den politischen und den religiösen. In den nächsten Kapiteln stellt er biologische, physikalische, neurowissenschaftliche und philosophische Erkenntnisse vor, die untermauern sollen, dass die gängige Auffassung vom Ich als einem Individuum ein Irrtum ist – und damit das größte Hindernis für Frieden. Sie tragen die Überschriften: „Verkannte Wirklichkeit“. „Verkanntes Licht“. „Verkannte Freiheit. „Verkanntes Glück“ und werden mit farbigen Illustrationen ergänzt. Den Abschluss bildet „Erwachen in ein neues Ichbewusstsein“ und ein Talk mit dem Autor.
Es ist Niemz sehr anzurechnen, dass er auf eine überzogene Individualität als großes Problem unserer Zeit hinweist. Aber für mich als Psychologin mit philosophischem Hintergrund geht Niemz an manchen Stellen zu weit über sein Fachgebiet hinaus. Seine Bemühungen, Verbindungen zwischen Physik und eher (religions-)philosophischen Themen wie Gott und Glück   herzustellen, überzeugen nicht immer. Fazit: Das Buch enthält interessante, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, die der Autor anschaulich erklärt. Von daher ist es durchaus anregend. Das positive Gefühl beim Lesen ist insgesamt aber mehr seinem Engagement für das Thema geschuldet als einer stringenten Beweisführung.


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