Volker
Kutscher: Der nasse Fisch. 576 Seiten. 12.- € , Kiepenheuer & Witsch
Auf diesen Kriminalroman hat mich
die TV-Serie „Babylon Berlin“ gebracht, deren Vorlage er ist. Die Geschichte um
den jungen Kriminalkommissar Gereon Rath spielt in Berlin Ende der 1920er Jahre.
Die Reichshauptstadt pulsiert vor Lebenslust und -gier, mit Unterhaltung aller
Art, aber auch Drogen und Prostitution. Die verschiedenen politischen Gruppen
liefern sich Straßenschlachten, während die Polizei von ihrem Hauptquartier „Die
Burg“ aus versucht, die Kriminalität und revolutionäre Aktionen einzudämmen. Rath,
der von Köln nach Berlin versetzt worden ist, bekämpft zunächst bei der Sitte
Pornografie, ermittelt dann aber auf eigene Faust in einem Mord im
Rotlichtmilieu. Es handelt sich um einen „nassen Fisch“. So nennt die Berliner
Polizei einen ungeklärten Fall, der in den Akten zu verschwinden droht. Schließlich
kommt Rath einem Goldtransport aus Russland auf der Spur. Dabei gerät er in
verzwickte und gefährliche Situationen. Natürlich spielt auch eine Frau eine
Rolle. Er verliebt sich in Charly, Sekretärin im Polizeipräsidium. Soweit der
Inhalt, ich will ja nicht zu viel verraten.
Es bekommt dem Roman gewiss gut,
wenn man die Serie kennt. Ich sah jedenfalls beim Lesen immer Bilder aus den
Filmen vor mir, was die Lektüre bunter machte. Es erfordert nämlich Geduld, um
auf mehr als 500 Seiten nahezu in Echtzeit den Wendungen der Geschichte zu
folgen. Gefallen hat mir dabei die Genauigkeit, mit der Kutscher das Berlin der
1920er Jahre beschreibt, vor allem die Örtlichkeiten. Man könnte mit dem
Stadtplan in der Hand den Weg des Protagonisten im heutigen Berlin verfolgen. Kutschers
Schreibstil ist klar und sachlich. Allerdings bin ich hier und da bei Sätzen zusammengezuckt
wie „Sie schaute wie ein Auto. Ein schönes Auto“ oder „Ihre schlanken Beine
flogen die Treppe hoch. Und ob man um 1929 tatsächlich bei schnellem Sex von einem
„Quickie“ gesprochen hat, möchte ich bezweifeln. Aber diese Kleinigkeiten
sollen niemanden daran hindern, sich mit Gereon Rath in das Berlin der Zwanziger
Jahre zu begeben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen