Samstag, 12. Januar 2019

Fischfilet

Volker Kutscher: Der nasse Fisch. 576 Seiten. 12.- € , Kiepenheuer & Witsch

Auf diesen Kriminalroman hat mich die TV-Serie „Babylon Berlin“ gebracht, deren Vorlage er ist. Die Geschichte um den jungen Kriminalkommissar Gereon Rath spielt in Berlin Ende der 1920er Jahre. Die Reichshauptstadt pulsiert vor Lebenslust und -gier, mit Unterhaltung aller Art, aber auch Drogen und Prostitution. Die verschiedenen politischen Gruppen liefern sich Straßenschlachten, während die Polizei von ihrem Hauptquartier „Die Burg“ aus versucht, die Kriminalität und revolutionäre Aktionen einzudämmen. Rath, der von Köln nach Berlin versetzt worden ist, bekämpft zunächst bei der Sitte Pornografie, ermittelt dann aber auf eigene Faust in einem Mord im Rotlichtmilieu. Es handelt sich um einen „nassen Fisch“. So nennt die Berliner Polizei einen ungeklärten Fall, der in den Akten zu verschwinden droht. Schließlich kommt Rath einem Goldtransport aus Russland auf der Spur. Dabei gerät er in verzwickte und gefährliche Situationen. Natürlich spielt auch eine Frau eine Rolle. Er verliebt sich in Charly, Sekretärin im Polizeipräsidium. Soweit der Inhalt, ich will ja nicht zu viel verraten.
Es bekommt dem Roman gewiss gut, wenn man die Serie kennt. Ich sah jedenfalls beim Lesen immer Bilder aus den Filmen vor mir, was die Lektüre bunter machte. Es erfordert nämlich Geduld, um auf mehr als 500 Seiten nahezu in Echtzeit den Wendungen der Geschichte zu folgen. Gefallen hat mir dabei die Genauigkeit, mit der Kutscher das Berlin der 1920er Jahre beschreibt, vor allem die Örtlichkeiten. Man könnte mit dem Stadtplan in der Hand den Weg des Protagonisten im heutigen Berlin verfolgen. Kutschers Schreibstil ist klar und sachlich. Allerdings bin ich hier und da bei Sätzen zusammengezuckt wie „Sie schaute wie ein Auto. Ein schönes Auto“ oder „Ihre schlanken Beine flogen die Treppe hoch. Und ob man um 1929 tatsächlich bei schnellem Sex von einem „Quickie“ gesprochen hat, möchte ich bezweifeln. Aber diese Kleinigkeiten sollen niemanden daran hindern, sich mit Gereon Rath in das Berlin der Zwanziger Jahre zu begeben.   

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