Die New York Times bezeichnet den kanadischen Psychologen und
Bestsellerautor als „einflussreichsten Intellektuellen der westlichen Welt“ - wenn
auch als einen umstrittenen. Petersons Buch ist im wahrsten Sinne des
Wortes schwere Kost: Es wiegt etwas über zwei Pfund. Auch inhaltlich hat man an
tausend Seiten gut zu tun. Es erfordert Geduld, dem Autor auf seinen Denkwegen
zu folgen. Immerhin hat der heute 56jährige das Buch im Alter von 23 Jahren begonnen
und 15 Jahre bis zu dessen Vollendung gebraucht. Als es 1999 erschien,
verkauften sich ganze 500 Exemplare.
Inzwischen ist Peterson berühmt und so kommt sein Erstling
jetzt auch bei uns heraus. Im Original heißt das Werk „Maps of Meaning“. Der deutsche
Titel ist leicht irreführend – es geht nur wenig um Vorgänge im Gehirn -,
während der Untertitel „Wie unsere Überzeugungen und Mythen entstehen“ den
Inhalt genauer trifft. Der Autor analysiert an zahlreichen Beispielen die Herkunft
und Bedeutung unseres Glaubens, unserer Weltanschauung und unserer
gesellschaftlichen Moral. Seine Thesen belegt er mit ausführlichen Zitaten aus
bedeutenden Büchern, etwa von Viktor Frankl, Alexander Solschenicyn oder
Friedrich Nietzsche, aber auch aus Märchen und der Bibel. Dabei schlägt er
einen weiten Bogen: Die Heldenreise, Umgang mit Unbekannten, Archetypen,
Alchemie, der Tod und das Böse. Besonders angesprochen hat mich der
grundlegende Gedanke, dass der Mythos keine primitive Vorform ist, die wir dank
der Wissenschaft aufgeben konnten, sondern dass es sich um eine besondere
Beschreibung von Weltanschauung handelt, die sich auf das moralische Handeln
auswirkt und die wir als Menschen brauchen.
Die Lektüre lohnt sich für alle, die ernsthaft an
kulturhistorischen, psychologischen und philosophischen Themen interessiert
sind. Sie ist anregend und kenntnisreich. Allerdings ist das Original bereits vor
30 Jahren erschienen, so dass die rasante technische Entwicklung der Gegenwart darin
nicht berücksichtigt ist. Zudem sollte man wissen, ob man wirklich bereit ist,
sich in das Labyrinth der tausend Seiten zu begeben. Eine im wahrsten Sinne des
Wortes schwere Entscheidung.
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