Mittwoch, 12. Dezember 2018

Gewichtig

Jordan B. Peterson: Warum wir denken, was wir denken. Wie unsere Überzeugungen und Mythen entstehen. 1008 Seiten. 39,99 €. Mvg
Die New York Times bezeichnet den kanadischen Psychologen und Bestsellerautor als „einflussreichsten Intellektuellen der westlichen Welt“ -  wenn  auch als einen umstrittenen. Petersons Buch ist im wahrsten Sinne des Wortes schwere Kost: Es wiegt etwas über zwei Pfund. Auch inhaltlich hat man an tausend Seiten gut zu tun. Es erfordert Geduld, dem Autor auf seinen Denkwegen zu folgen. Immerhin hat der heute 56jährige das Buch im Alter von 23 Jahren begonnen und 15 Jahre bis zu dessen Vollendung gebraucht. Als es 1999 erschien, verkauften sich ganze 500 Exemplare.
Inzwischen ist Peterson berühmt und so kommt sein Erstling jetzt auch bei uns heraus. Im Original heißt das Werk „Maps of Meaning“. Der deutsche Titel ist leicht irreführend – es geht nur wenig um Vorgänge im Gehirn -, während der Untertitel „Wie unsere Überzeugungen und Mythen entstehen“ den Inhalt genauer trifft. Der Autor analysiert an zahlreichen Beispielen die Herkunft und Bedeutung unseres Glaubens, unserer Weltanschauung und unserer gesellschaftlichen Moral. Seine Thesen belegt er mit ausführlichen Zitaten aus bedeutenden Büchern, etwa von Viktor Frankl, Alexander Solschenicyn oder Friedrich Nietzsche, aber auch aus Märchen und der Bibel. Dabei schlägt er einen weiten Bogen: Die Heldenreise, Umgang mit Unbekannten, Archetypen, Alchemie, der Tod und das Böse. Besonders angesprochen hat mich der grundlegende Gedanke, dass der Mythos keine primitive Vorform ist, die wir dank der Wissenschaft aufgeben konnten, sondern dass es sich um eine besondere Beschreibung von Weltanschauung handelt, die sich auf das moralische Handeln auswirkt und die wir als Menschen brauchen.
Die Lektüre lohnt sich für alle, die ernsthaft an kulturhistorischen, psychologischen und philosophischen Themen interessiert sind. Sie ist anregend und kenntnisreich. Allerdings ist das Original bereits vor 30 Jahren erschienen, so dass die rasante technische Entwicklung der Gegenwart darin nicht berücksichtigt ist. Zudem sollte man wissen, ob man wirklich bereit ist, sich in das Labyrinth der tausend Seiten zu begeben. Eine im wahrsten Sinne des Wortes schwere Entscheidung. 

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