Freitag, 19. Oktober 2018

Fürchtet euch

Bob Woodward: Furcht. Trump im Weissen Haus. 520 Seiten. 22,95 €, Rowohlt

Heute morgen am Frühstückstisch: "Hast du eigentlich das Buch über Trump ausgelesen?" "Ja". "Und, neue Erkenntnisse?" "Ja - es ist alles noch viel schlimmer."
Bob Woodword hat seit Watergate einen hervorragenden Ruf als Enthüllungsjournalist. So darf man erwarten, dass sein Buch über Donald Trump der Wahrheit entspricht. Und die ist verstörend: An der Spitze einer Weltmacht steht ein Präsident, der weder von Diplomatie noch von globalen wirtschaftlichen Zusammenhängen Ahnung hat, der emotional reagiert und unkontrolliert Entscheidungen fällt. Nicht alles davon ist neu, schließlich waren und sind Trumps Kapriolen immer wieder Thema in den Medien. Aber hier werden sie ausführlich und präzise belegt, beginnend mit dem Wahlkampf. Wir erfahren, dass alles noch viel schlimmer ist. Das Team um den Präsidenten besteht aus Jasagern, die sich gegen besseres Wissen sein Wohlwollen erhalten möchten und Amateuren aus dem Familienclan. Daneben gibt es eine Gruppe mutiger Mitarbeiter, die versuchen, das Äußerste zu verhindern. Heimlich lassen sie Unterlagen von Trumps Schreibtisch verschwinden, in der Hoffnung, dass er vergisst, dass er sie unterschreiben wollte.
Ein politisches Desaster, akribisch zusammengetragen auf 520 Seiten, belegt mit 38 Seiten Quellenangaben – wobei natürlich einige aus gutem Grund nicht preisgegeben werden. Tatsächlich liest sich das Buch wie ein Protokoll. Woodword schreibt sehr sachlich und verzichtet auf persönliche Kommentare. Dass es sich trotzdem spannend liest, liegt auch an der häufig angewandten wörtlichen Rede. Sie gibt einem das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Wer sich über die Vorgänge im Weißen Haus gründlich informieren möchte, hat mit diesem Buch eine verlässliche Lektüre. Wenn es sich nicht um erschreckende Fakten handelte, würde ich sie sogar unterhaltsam nennen,

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