William
Finnegan: Barbarentage. 566 Seiten. 18.- €. Suhrkamp
Zwar habe ich noch nie auf einem Board gestanden, doch das
hindert mich nicht, mich für alles zu begeistern, was mit Surfen zu tun hat. Etwa für Filme wie „Riding Giant“ und „Step into the
Liquid“. Und nun für ein Buch, in dem es vor allem ums
Wellenreiten geht.
William Finnegan, geboren 1952, aufgewachsen auf Hawaii, Journalist
und Kriegsreporter, surft seit seinem 11 Lebensjahr. In seiner Autobiografie ist
von seinem Beruf und seinen Beziehungen weniger die Rede als von den Hot Spots
der Surferszene. Seine Leidenschaft führt ihn nach Honolulu, Maui, Australien,
Asien, Afrika und Madeira. Er reist von Strand zu Strand, immer auf der Suche nach
der idealen Welle. Egal an welcher Stelle man das Buch aufschlägt, es geht ums Surfen, mit sämtlichen Facetten. Seite 178: „Manchmal, vor allem, wenn
ein Swell richtig feuerte, brach im Wasser eine Hektik aus, die an Wahnsinn
grenzte.“ Seite 310: „Ich deutete das ganze Riff völlig falsch. Anscheinend kam
es mir nie in den Sinn, einen Peak weiter unten entlang des Riffs zu suchen, wo
mich ein machbarer Takeoff zu einer saubereren, besser laufenden Welle geführt
hätte.“ Seite 440: „Meistens surfte er besser als ich, und in Delgada traute er
sich ganz allein in ein windgepeitsches Tiefseegebiet jenseits des Point und
jagte Monstern nach, von denen ich gar nichts wissen wollte.“ Dabei geht
Finnegan ganz selbstverständlich davon aus, dass man weiß, was ein Cleanup-Set,
ein Drop oder ein Goofyfoot ist. Zum Glück gibt es hinten ein Glossar der gängigen
Begriffe.
Auf über fünfhundert Seiten so großartig über Wellen(reiten) zu
schreiben, ist eine Kunst, die an Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ erinnert. Inhaltlich hat das Buch jedoch kaum Höhepunkte, vielmehr fließt es, wie das Wasser, wie
das Leben. Man muss sich geduldig darauf einlassen, dann ist es faszinierend. Sonst
wird man sich langweilen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen