Nina George: Die Schönheit der Nacht.
314 Seiten. 18,99 €. Knaur
Nina George kenne ich noch als
Kolumnistin des Hamburger Abendblattes – ohne sie hätte ich nicht gewusst, dass
bei Planten und Blomen im Sommer wunderbare Wasserspiele stattfinden. Später habe ich mit
Vergnügen ihre bezaubernden Bücher „Die Mondspielerin“ und „Das Lavendelzimmer“
gelesen, mit dem sie international Erfolg hatte. Nun ist ein neuer Roman von
ihr erschienen, den ich natürlich gleich lesen musste. Vor allem wo er wieder in
der von mir geliebten Bretagne spielt.-
Die Pariser Verhaltensbiologin
Claire und ihr Ehemann, der Komponist Gilles, führen scheinbar ein perfektes Leben,
zusammen mit ihrem fast erwachsenen Sohn Nicolas. Und doch fehlt dem Paar das
Gefühl, wirklich zu leben und nicht nur zu funktionieren. Jeder der beiden
versucht, über Seitensprünge wieder ein Gefühl von Leidenschaft zu gewinnen. Ihren
Sommerurlaub verbringen Claire und Gilles mit ihrem Sohn und dessen neuer Freundin
Julie in ihrem Haus in der Bretagne. Dort kommen sich die beiden Frauen näher. Die
kühle, innerlich wie versteinerte Claire und die lebenshungrige, aber
ängstliche Julie sind von einander fasziniert. Während die erfahrene Claire der
jungen Frau hilft, ihre Ängste zu überwinden, zeigt diese ihr einen Weg aus übermäßiger
Kontrolle und Erstarrung. Die innere Verbindung der Frauen führt zu einer körperlichen
Sinnlichkeit, die die Männer am Ende ausschließt - zumindest für einige Zeit.
Der Roman erhält seine
Spannung nicht durch die Handlung, sondern indem er die seelischen Zustände der
beiden Frauen beschreibt, ihre Suche nach ihrer wahren Identität. Eine Rolle
spielt dabei auch die beeindruckende Kulisse der Bretagne, vor allem das Meer.
Nina George schreibt literarisch,
poetisch, mit vielen Metaphern. Das ist oft schön, erscheint mir manchmal jedoch
bemüht. Diese Ambivalenz empfinde ich auch in Bezug auf den gesamten Roman: Ich
habe ihn gerne gelesen und kann die Sehnsucht der Protagonistinnen nach einem
freien, authentischem Frauen-Leben durchaus nachvollziehen. Gleichzeitig erscheint mir
ihr Problem luxuriös und spezifisch für die Gesellschaftsschicht, der
Claire als erfolgreiche Professorin angehört. Trotz dieser (meiner persönlichen) Einschränkung lohnt sich die Lektüre.
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