Samstag, 22. Oktober 2016

Erkenne dich selbst



Brené Brown: Laufen lernt man nur durch Hinfallen. Wie wir zu echter innerer Stärke finden. 340 Seiten. 19,99 €.  Kailash.
Inneres Wachstum und ein reichhaltiges Leben sind nur möglich, wenn wir uns anderen gegenüber verletzlich, das heißt mit all unseren Emotionen, zeigen. Das ist die Botschaft von Brené Brown, Psychologin und Professorin am Graduate College of Social Work in Houston, Texas. Seit 2001 erforscht sie die Themen Verletzlichkeit, Scham, Authentizität und innere Stärke.
Am Anfang der Weiterentwicklung steht für sie eine ehrliche Bestandsaufnahme der eigenen emotionalen Reaktion auf ein Ereignis. Es geht darum, den verborgenen Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen und die Geschichte zu entdecken, die wir uns selbst zu der jeweiligen Erfahrung erzählen und die in uns Ärger, Traurigkeit, Wut oder Ohnmacht auslöst. Dann gilt es, mutig zur Erkenntnis zu stehen und dem Gegenüber mitzuteilen, was man fühlt. Die Autorin scheut sich nicht (!), dazu offenherzig von ihren persönlichen Erfahrungen zu berichten. Das ist einerseits stimmig und hilfreich zum Verständnis. Gleichzeitig berührt es mich als Leserin auch peinlich: Möchte ich wirklich so viel über die Autorin, die sich ja hier als Expertin und nicht als Privatperson äußert, wissen? Da zeigt sich denn auch die Schwierigkeit des Themas: Wo ist Offenheit mutig und angebracht und wo einfach nur unklug? Browns Anregung, die Hintergründe der eigenen Reaktionen zu erforschen, sie positiv zu verändern und zu sich zu stehen, ist eindeutig sinnvoll. Beim Schritt, die eigenen Emotionen mitzuteilen, hätte ich mir mehr Ausführlichkeit und eine differenzierte Betrachtung gewünscht.  
Jedenfalls, wen das Thema Selbsterkenntnis interessiert, der erhält mit diesem verständlich geschriebenen Buch eine Fülle von Anregungen.     

1 Kommentar:

  1. Wirklich entscheidend ist, aus meiner persönlichen Erfahrung zur Selbsterkenntnis, wirklich der MUT. Oft wollen wir nicht fühlen, weil die seelischen Verletzungen zu groß sind bzw. waren. Die Gefühle sind dann "eingefroren" oder unecht. Statt Trauer sind wir dann eventuell wütend. Außerdem benötigen wir GEDULD mit uns selbst. Vielleicht sollten wir neugieriger sein, wie es andere Menschen schaffen und dann sind Biografien doch ganz hilfreich.

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