Montag, 1. Februar 2016

Eiskalte Liebe



Vera Kaesemann, Andreas Heineke: Liebe kälter als der Tod. Einem Narzissten verfallen. 251 Seiten, Goldmann. 8,99 €
Das Autorenduo hatte in die Bar des Hamburger Thaliatheaters zur Buchvorstellung eingeladen. Vor Ort staunte ich: Eine lange Schlange von Wartenden, zum größten Teil junge Frauen. Waren das vielleicht alles Betroffene oder zumindest solche, die glaubten, an einen Narzissten geraten zu sein? Leider konnte ich das nicht mehr herausfinden, denn nach längerem Warten beschloss ich, doch lieber nur das Buch zu lesen:
Die attraktive und erfolgreiche Sarah verliebt sich in Maximilian, einen smarten, weltgewandten, gutaussehenden Mann, der viel Geld mit seiner Firma für Werbemusik verdient. Max umwirbt Sarah mit allem Luxus. Als er sie erobert hat, behandelt er sie mit körperlicher und seelischer Brutalität wie ein Objekt. Das zeigt sich vor allem in der Sexualität. Außerdem belügt er sie und betrügt sie mit anderen Frauen. Trotzdem kann Sarah sich nicht von ihm lösen, sondern passt sich bis zur Selbstaufgabe an, um ihm zu gefallen.
Co-Autor Andreas Heineke gibt diese wahre Geschichte einer Patientin der Heilpraktikerin Vera Kaesemann in Ich-Form wider. Man merkt, dass hier ein Journalist weiß, wie man Spannung aufbaut und Emotionen weckt. Streckenweise liest sich das etwas groschenromanhaft, was auch dem luxuriösen Ambiente geschuldet ist, in dem sich die Protagonisten bewegen. Doch vermutlich werden genau dadurch mehr Leserinnen erreicht. Dem Thema ist es zu wünschen, denn Narzissmus zeigt sich erschreckend häufig zerstörerisch in Liebesbeziehungen - und das keineswegs nur in glamourösem Umfeld. Trotz der leicht konsumierbaren Darbietung kommt die fachliche Seite nicht zu kurz: Am Schluss des Buches ergänzt Vera Kaesemann Sarahs Erfahrungen mit ihrer therapeutischen Sichtweise. Außerdem gibt es eine Liste mit Hinweisen auf eine narzisstische Störung und Co-Abhängigkeit. 
Ein empfehlenswertes Buch für Betroffene und solche, die sich über Narzissmus in einer Paarbeziehung gerne in unterhaltsamer Form informieren möchten.

1 Kommentar:

  1. Ich hoffe, dass das Buch viele Leserinnen und Leser findet. Narzissmus sollte nicht nur auf Männer bezogen werden. Ein Tabuthema, weil Männer sich noch seltener Hilfe suchen. Als Frau bin ich jedes Mal noch mehr erschrocken, wenn ich höre, dass Frauen ihre Männer schlagen.

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