Francoise
Giroud: Ich bin eine freie Frau. 237 Seiten. 19,90 €. Zsolnay Verlag
Wenn ich das Buch nur mit zwei Worten
beschreiben dürfte, dann wären es diese: Herzzerreißend und großartig.
Francoise Giroud gehört neben Simone
de Beauvoir zu den herausragenden Frauen der Nachkriegszeit. Sie war
Schriftstellerin, Drehbuchautorin, Chefredakteurin der „Elle“, Staatssekretärin
unter Valéry Giscard d’Estaing und Kulturministerin in der Regierung von Jacques
Chirac. Eine Erfolgsgeschichte, die jedoch äußerst schmerzhafte Zeiten enthält:
1953 gründete Francoise Giroud zusammen mit dem linksintellektuellen Journalisten
Jean-Jacques Servant-Schreiber das französische Nachrichtenmagazin L`Express
und geht mit ihm ein leidenschaftliches Liebesverhältnis ein. Als er sich von
ihr trennt und sie außerdem von der Redaktion ausschließt, versucht sie, sich
umzubringen. Sie wird gerettet, bleibt aber seelisch und körperlich
beeinträchtigt. In diesem Zustand verfasst sie einen autobiografischen Text
über ihre Kindheit, ihre Jugend und ihr Leben als junge Frau, zwischen 1916 und
1960. Sie schreibt über die bittere Armut in ihrem Elternhaus und die daraus
resultierenden Verletzungen und Demütigungen, aber auch über ihren Kampf für
Gerechtigkeit und persönliche Freiheit. Das Manuskript beginnt mit den Worten: „Ich
bin eine freie Frau. Eine glückliche Frau war ich auch, vermag es also zu sein
– was gibt es Selteneres auf der Welt?“. Es ist eine intime Spurensuche nach
den Motiven ihres Verhaltens. Besonders berührend ist die Beschreibung ihrer
Liebe zu Servant-Schreiber. Dabei wechselt sie zwischen psychologischer Klarsicht
und dem blinden Fleck einer Frau, die
immer noch liebt und den Geliebten in positivem Licht sehen will.
Der Text war nicht zur
Veröffentlichung bestimmt und blieb lange verschollen. Erst 10 Jahre nach ihrem Tod im Jahre 2003
taucht er wieder auf und liegt jetzt mit diesem Buch vor. Es ist herzzerreißend
in seiner Ehrlichkeit und gleichzeitig großartig dank seiner leichten Sprache, in der die Kunst der Journalistin
funkelt. Ich wünsche mir, dass diese faszinierende Kombination noch viele
LeserInnen begeistert.
Vielen Dank für diese Rezension, Frau Dr. Wlodarek! Ich lerne gern von anderen. Die besten Geschichten schreibt ja bekanntlich das Leben. Dieses Buch hört sich sehr lesenswert an. Liebe kann bekanntlich blind machen. Und das kann wohl jede/jeden treffen ..... ! Wenn ich Sie richtig verstehe, war Francoise Giroud bei einer abhängigen Liebe doch keine freie Frau .... ! In dieser Biographie sind wohl Parallelen zum Leben von Coco Chanel .... !
AntwortenLöschenIm Beruf und ihrer Art zu leben hat Francoise Giroud es geschafft. Aber in der Liebe war die Abhängigkeit wohl doch zu groß. Das erklärt sich für mich als Psychologin auch aus ihrer Vita. In jedem Fall ein faszinierendes buch, das Ihnen bestimmt gefallen wird.
AntwortenLöschenGerade habe ich in einer Leseprobe die ersten 26 Seiten des Buches gelesen und finde es jetzt schon faszinierend. Mein Interesse ist geweckt. DANKE nochmals für Ihren Tipp.
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