Amélie
Nothomb: „Die Kunst, Champagner zu trinken. Diogenes Verlag, 20.- €
Seit ich ihr erstes Buch „Mit Staunen und Zittern“
gelesen habe, bin ich Amélie- Nothomb-Fan. Während eines Urlaubs in der
Bretagne habe ich mir sogar sämtliche Bücher der Belgierin im Supermarkt (!)
erstanden und damit ganz nebenbei meine Französischkenntnisse aufpoliert. Die
1967 in Japan geborene Schriftstellerin, die heute in Paris und Brüssel lebt, hat
eine unverwechselbar Sprache, in der sie mit subtilem Humor innere
und äußere Erlebnisse beschreibt. Und man darf
immer mit einer überraschenden Wendung ihrer Geschichten rechnen. Auch
dieses Buch ist wieder typisch Nothomb:
Die Autorin tritt als
Ich-Erzählerin auf und berichtet von ihrer Leidenschaft, Champagner zu trinken.
Da sie das nicht gern allein tut, begibt sie sich auf die Suche nach einer
Gefährtin. Dabei begegnet sie Pétronille Fanto einer eigenwilligen, androgynen jungen
Frau, die ebenfalls Champagner liebt und sich als Schriftstellerin versucht. Es
ist der Beginn einer interessanten Freundschaft zwischen der aus einfachen Verhältnissen
stammenden, unangepassten Pétronille und der als Autorin bereits arrivierten
Ich-Erzählerin. Ein bisschen erinnert
mich die Beziehung an die Episode zwischen dem Fuchs und dem kleine Prinzen bei
Saint- Exupéry. Man liebt sich, kommt sich aber nicht zu nahe. Beim Lesen erhält
man den Eindruck, es handele sich um eine autobiografische Episode. Mag sein,
dass manches Erlebte einfließt, aber eine Autorin Pétronille Fanto gibt es in
der Realität offenbar nicht. Das Buch ist auch in Wahrheit keine Hymne auf das
Trinken von Champagner. Der Alkohol ist nur das Lösungsmittel, um über Qualität,
Gemeinschaft, Schreibstile und Freundschaft zu philosophieren. Das Ende ist,
wie immer, überraschend. Ich verrate es nicht. Lesen Sie es selbst, am besten
mit einem Glas Champagner.
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