Wednesday
Martin: Die Primaten von der Park Avenue: Mütter auf High Heels und was ich von
ihnen lernte. Berlin Verlag. 16,99 €
Die Autorin ist mit ihrem Gatten,
einem offenbar betuchten Geschäftsmann, an
die New Yorker Park Avenue gezogen. Im Viertel der Superreichen gibt es nämlich
die Kindergärten und Schulen, in denen die Weichen für eine strahlende Zukunft ihres
Kindes gestellt werden kann. Dort trifft Frau Martin auf in teures Design
gekleidete dauerdiätende Frauen, deren Lebensaufgabe es ist, dünn und schön zu
sein, ihren sozialen Rang zu verteidigen und ihren Nachwuchs passend unterzubringen.
Zu dieser Gruppe möchte sie liebend gerne gehören. Doch trotz sorgfältiger Kleiderwahl
und devoter Anpassung verweigert man ihr zunächst die gesellschaftliche
Anerkennung. Dank ihrer Hartnäckigkeit, der Protektion eines anerkannten
Alpha-Männchens und der richtigen
Handtasche gelingt es schließlich. Frau Martin gehört dazu. Aber irgendwie
kommen ihr doch wohl heimlich Bedenken, ob das nicht irgendwie peinlich ist. Und
so setzt sie sich im Buch zwischendurch von ihrer Umwelt ab, indem sie ihre
Ausbildung als Anthropologin nutzt und Parallelen zwischen den Ladies der Park
Avenue und Verhaltensweisen von Affenmüttern zieht. Die Distanzierung gelingt
allerdings nicht so recht, sondern wirkt ambivalent. Entweder draußen als
Beobachterin oder drinnen als Selbsterfahrung, liebe Frau Martin, beides zusammen
funktioniert nicht. .
Ich habe das Buch mit fasziniertem
Grusel gelesen. Und dabei gedacht: „Oh mein Gott, wie viel verschwendetes Leben!“
Wem ich es empfehle – denn es ist
durchaus kurzweilig geschrieben? Allen, die sich zweckfrei für fremde Welten interessieren
und immer schon mal genauer wissen wollten, was für ein furchtbares soziales Korsett
Reichtum sein kann.
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