Ich oute mich hier als Timmerberg-Fan, ich habe fast alle
seine Bücher gelesen. Weil sie ein Reiseerlebnis der besonderen Art vermitteln:
Timmerberg schreibt ehrlich. Während manche anderen
Reiseschriftsteller die negativen Seiten ihrer Tripps als tolles Abenteuer aufpolieren
oder sie einfach unterschlagen, landet man als LeserIn mit ihm auch in echt ekligen,
stressigen, unangenehmen Situationen – aber eben nur bei wohligem Grusel mit
dem Buch auf der Couch.
Und nun die Autobiografie, Motto: Wie ich wurde, was ich
bin. Die Sprache zeigt wieder die typische Timmerberg´sche Lässigkeit der Reisebücher.
Diese auf den Punkt gebrachten Dialoge, verbunden mit klugen, witzigen oder
ironischen Statements. Timmerbergs Anfänge in der Gastronomie, der Blick hinter
die Kulissen des Journalismus - ein Vergnügen. (Für mich übrigens noch besonders,
weil ich zur gleichen Zeit in dem berühmten „Affenfelsen“ von Gruner & Jahr
ein Gastspiel als Redakteurin gegeben habe. Ich kann bestätigen, dass es da so
war.) Von Kapitel 1 bis 9 bin ich begeistert. Die Kapitel 10 bis 14 sind genauso
gut geschrieben, aber inhaltlich eher für Sex-Touristen interessant. Sie tragen
die Überschriften „Marlene“, „Adrenalina“, „Ana“, „Angelina“, „Tatjana“ und
sind, um es mit der Timmerbergschen Wortwahl zu benennen, pure Fick-Geschichten.
Mehr war derzeit in Havanna nicht los, Herr Timmerberg? Die Kapitel 14 bis 17, Drogen-Absturz
und Rettung, versöhnen dann wieder mit der schwachen Mitte.
Mein Fazit: Für alle, die Biografien mögen. Für alle, die
Timmerbergs lässigen Stil mögen. Und die sich nicht über das chauvinistische Frauenbild
des Autors ärgern.
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