Manfred Spitzer:
Einsamkeit. Die unerkannte Krankheit. Schmerzhaft. Ansteckend. Tödlich. 242
Seiten plus 65 Seiten Quellennachweis. 19,99 €. Droemer.
Seit einiger Zeit ist das Thema Einsamkeit in den Medien
aktuell. Nun hat es auch der bekannte Psychiater Manfred Spitzer aufgenommen. Sein
Buch habe ich aus besonderem Interesse gelesen: Mit meinem Ratgeber „Einsam.
Vom mutigen Umgang mit einem schmerzhaften Gefühl“ habe ich schon vor vielen
Jahren begonnen, das Tabu Einsamkeit anzusprechen. Doch während ich als
Psychologin konkrete Möglichkeiten aufzeige, wie man diesen Zustand beendet, hat
Spitzer einen anderen Ansatz. Er hat wissenschaftliche Untersuchungen
zusammengetragen, die er erläutert. Dazu erklärt er im Vorwort: „Im vorliegenden
Fall wird dem Leser das aufwendige Studium einiger Hundert wissenschaftlicher
Arbeiten erspart. Das sich daran anschließende Nachdenken über die jeweils
eigene konkrete Situation – was genau jetzt und hier zu tun ist – kann das Buch
nicht ersetzen.“
Der Autor unterteilt sein Werk in 10 Kapitel: 1. Megatrend
und Krankheit. 2. Einsamkeit tut weh. 3. Soziale Ansteckung. 4. Einsamkeit löst
Stress aus. 5. Online (gem)einsam. 6. Einsamkeit als Krankheitsrisiko. 7.
Todesursache Nr. 1. 8. „Du machst mich krank!“. 9. Was tun? 10. Einsamkeit
suchen. Jedes enthält eine Anzahl Studien, überwiegend aus den USA.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse wirken schockierend. Das
ist einerseits heilsam, denn es führt unserer Gesellschaft vor Augen, welche
dramatischen Folgen Einsamkeit hat. Spitzers großes Verdienst ist es, das
seriös zu belegen und auf diese Weise wachzurütteln. Auf Betroffene dürfte die
Lektüre allerdings eher einen deprimierenden Effekt haben. Als ob uns ein Arzt mitteilt:
Sie haben einen tödlichen Tumor, aber um die Behandlung müssen Sie sich selbst
kümmern. Hier bietet der Autor auf wenigen Seiten als Strategie nur „Geben“, „Helfen“
und „Natur“ an. Aber wie er selbst sagt, ist die Abhilfe ja auch nicht sein Thema. Einsamen LeserInnen möchte ich deshalb ergänzend mein Buch
empfehlen. Nicht als Eigenwerbung, sondern aus Fürsorge.
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