Haruki Murakami: Die Pilgerreise des farblosen Herrn Tazaki. 318
Seiten. 22,99 € . Dumont
Dieses Buch ist nicht das
erste, das ich von dem japanischen Schriftsteller Murakami in die Hand bekommen
habe. Ich habe „Gefährliche Geliebte“ und „Kafka am Strand“ gelesen und in „Von
Beruf Schriftsteller“ einen Blick hinter die Kulissen seines Schreibens geworfen.
Der Autor schafft es immer wieder, mit einer geheimnisvollen Mischung aus Realität
und Traum eine faszinierende Atmosphäre zu kreieren. So auch in der „Pilgerreise“.
Der junge Tsukuru Tazaki ist
Teil einer eingeschworenen Gruppe von fünf Freunden, die außer ihm alle eine
Farbe in ihrem Namen tragen. Auch im übertragenen Sinne empfindet er sich als
farblos, denn anders als seine Freunde hat er keine besonderen Fähigkeiten oder
Vorlieben - bis auf sein spezielles Interesse für Bahnhöfe. Als er nach dem Schulabschluss
die gemeinsame Heimatstadt Nagoya verlässt, um in Tokio ein Ingenieurstudium zu
beginnen, bleibt die enge Freundschaft zunächst erhalten. Doch bei einem Besuch
zuhause schneiden ihn seine Freunde plötzlich und verweigern jede Erklärung über
den Grund. Verzweifelt kehrt Tsukuru nach Tokio zurück, vor Kummer dem Selbstmord
nahe. Viele Jahre später offenbart der inzwischen 36-jährige seiner neuen Freundin
Sara, dass er immer noch unter dieser unerklärlichen Abweisung seiner Jugendfreunde
leidet. Sara ermutigt ihn, sie einzeln aufzusuchen und der Geschichte auf den
Grund zu gehen, nur so könne er sich von den Schatten seiner Vergangenheit
befreien und für eine Liebe offen werden. Tsukuru befolgt ihren Rat und macht
eine Art Pilgerreise zu seinen alten Freunden. Was er dabei erfährt,will ich hier nicht verraten, damit die Spannung erhalten bleibt.
Murakamis Sprache ist einfach,
klar und nicht besonders poetisch. Manche Stellen des Romans wirken, als wären sie
vom Absolventen eines Schreibkurses verfasst worden, der brav die Anweisung befolgt,
längere Dialoge mit Beschreibungen zu unterbrechen („Der Kellner stellte das
Zitronensoufflé und den Espresso auf den Tisch. Sara aß mit Genuss. Offenbar
hatte sie doch die richtige Wahl getroffen“.). Aber das sind nur Kleinigkeiten, über die ich als ehemalige Germanistin gestolpert bin. Die Magie dieses Buches entsteht nicht durch die Sprache, sondern durch den Inhalt, durch
das Innenleben und die Erfahrung des Protagonisten. Das ist so spannend, dass
ich das Buch an einem Wochenende ausgelesen habe.
Ich werde das Buch mit Sicherheit kaufen und bin gespannt, ob ich danach andere zum Sprechen animieren kann.
AntwortenLöschenDas freut mich. Viel Vergnügen bei der Lektüre. Murakami hat in der ganzen Welt viele Fans.
LöschenDas von Ihnen rezitierte Buch von H. Murakami liest sich sehr gut. Ich freue mich, dass Sie, liebe Frau Wlodarek, darauf aufmerksam gemacht haben. Gerade die kurzen Sätze, verbunden mit Psychologie und Philosophie sowie die Handlung gefallen mir sehr gut. Vielen Dank und herzliche Grüße nach HH!
AntwortenLöschen