Elena Ferrante: Meine
geniale Freundin. Band 1 der neapolitanischen Saga. 422 Seiten. 22.- €.
Suhrkamp
Die Schriftstellerin Elena Greco, 66, erhält
einen überraschenden Anruf vom Sohn ihrer besten Freundin Lila. Er teilt ihr
mit, dass seine Mutter spurlos verschwunden ist. Elena nimmt das zum Anlass,
die Geschichte ihrer Freundschaft aufzuschreiben. Die beginnt Mitte der 1950er
Jahre im Rione, einem heruntergekommenen Viertel von Neapel. Armut, strenge Tradition,
Gewalt und der Einfluss der Camorra bestimmen den Alltag der Bewohner. Hier
begegnen sich die brave, schüchterne Elena und die unangepasste, wilde Lila.
Die Mädchen sind bald unzertrennlich. Sie wetteifern darum, wer die Beste in
der Schule ist. Was Elena mit Fleiß schafft, gelingt Lila mühelos dank ihrer hohen
Intelligenz. Doch während Elena eine weiterführende Schule besuchen darf, muss
Lila in der Schusterwerkstatt ihres Vaters mitarbeiten. Die Jugend der beiden
ist weiterhin von Zuneigung und Rivalität geprägt. Während Elena den mühsamen
Weg der Bildung für sich entdeckt, hat Lila nur die Möglichkeit, sich durch
eine Heirat mehr Freiheit zu erkämpfen.
„Meine geniale Freundin“ ist die intensive Geschichte
der Kinder- und Jugendfreundschaft zweier Mädchen, die unterschiedlicher kaum
sein können. Gleichzeitig ist es eine Zeit- und Milieubeschreibung. Beides
verbindet die unter dem Pseudonym „Elena Ferrante“ schreibende Autorin sprachlich
eindrucksvoll und bildhaft. Beim Lesen hatte ich Gefühl, „mit dabei“ zu sein. Ein
wunderbares Buch, das süchtig macht: Wie geht es mit den beiden weiter? Wir
dürfen gespannt sein.
Mir ist beim Lesen dieses Buches aufgefallen, wie rasant sich das Leben im vergangenen halben Jahrhundert verändert hat, obwohl bestimmte Strukturen noch heute herrschen. Interessant ist wirklich das Leben der Menschen und ihre Kultur.
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