Bodo
Kirchhoff: Widerfahrnis. Novelle. 224 Seiten. 21.- €. Frankfurter
Verlagsanstalt
Ein literarisches Roadmovie für Oldies: Der ehemaliger
Verleger Julius Reither, Mitte 60, und die nur wenig jüngere Leonie Palm, früher
Besitzerin eines Hutgeschäftes, treffen eines Abends aufeinander. Spontan beschließen
sie nach einigen Gläsern Rotwein, sich den Sonnenaufgang am nahe gelegenen Achensee
anzuschauen. In Leonies altem Cabrio fahren sie los. Statt jedoch am See zu
halten, fahren sie bis Sizilien weiter. Während ihrer langen Fahrt kommen sie
sich näher, eine vorsichtige Liebesgeschichte beginnt. Auf Sizilien schließt
sich ihnen ein Flüchtlingsmädchen an. An den Herausforderungen, die das mit
sich bringt, scheitert die gerade erst entstandene Beziehung.
Die Geschichte hätte kitschig sein können –
aber nicht bei Bodo Kirchhoff! Seine Sprache ist eine literarische Delikatesse.
Tiefgründig beschreibt er eine späte Liebe, verdrängte Trauer, Missverständnisse und Verletzungen.
Mit einigen konstruierten inhaltlichen Wendungen, aber nun ja, das verzeiht man
gerne. Das Ende lässt einen etwas melancholisch zurück.
Ein Lesegenuss, für den man Ruhe und Zeit braucht,
wie eben für eine lange Fahrt ins Ungewisse.
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