Samstag, 1. Oktober 2016

Freiheit, die ich meine



Anja Förster, Peter Kreuz: Nein. Was vier mutige Buchstaben bewirken.245 Seiten. 14,99 €. Pantheon Verlag.
Wer Tipps `a la „Schauen Sie Ihrem Gegenüber fest in die Augen und sagen Sie laut und deutlich Nein“ erwartet, hat sich verwählt. Wenn nämlich die Unternehmensberater Förster und Kreuz das Thema angehen, dann gründlich und mit Tiefgang.
In Teil I „Warum Freiheit ein Ladenhüter ist“ machen sie bewusst, wie kostbar die Errungenschaften unserer gegenwärtigen Freiheit im Vergleich zu historischen Beschränkungen sind. Dass uns aber genau diese Wahlmöglichkeiten auch oft lähmen.
Teil II „Wie Hummer wachsen“ geht darauf ein, auf welche Weise wir die individuelle Grenze zwischen den Interessen anderer und unseren eigenen ziehen können. Etwa indem man mit einer „Not-to-do-Liste“ festlegt, was man nicht mehr will. Und dass man aushalten muss, dass Neues Angst macht. Auch ein Hummer wächst schließlich nur, wenn er den alten Panzer ablegt und dadurch für eine Übergangszeit verletzlich ist.
Teil III „Warum wir eine Antwort brauchen“ setzt das individuelle Nein in sozialen Zusammenhang. Ein freier Mensch lebt einerseits gefährlich, es besteht das Risiko, von der Gruppe abgelehnt zu werden. Andererseits braucht eine funktionierende Gesellschaft die Selbstbestimmung ihrer Mitglieder – von deren eigenem Glück mal ganz abgesehen.
So wird am Ende klar, dass sich über das titelgebende NEIN im Grunde das JA eingeschlichen hat. Nicht das schafsköpfig abnickende Ja, sondern das entschiedene Ja zu dem, was einem wirklich am Herzen liegt. Zu allem anderen, so das Credo des Autorenpaares, sollten wir mutig Nein sagen. Dass sich ihr Buch trotz inhaltlicher Ernsthaftigkeit locker und spritzig liest, ist für die Lektüre ein weiteres JA.

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