Dienstag, 9. Februar 2016

Krücken als Sprungfedern


Michaela Haas: Stark wie Phönix. Wie wir unsere Resilienzkräfte entwickeln und in Krisen über uns hinauswachsen. O.W.Barth Verlag, 374 Seiten, 22,99 €,
Ich habe es schon immer gewusst: Die besten Ratgeber sind diejenigen, bei denen die Autorinnen und Autoren mit Herzblut schreiben, weil sie das Thema selbst durchlebt haben. Dann verbindet sich großes Interesse mit fundiertem Wissen. So auch hier: Die Journalistin Michaela Haas erkrankte nach einem Asienaufenthalt schwer und leidet bis heute an den Folgen. Nicht umsonst ist also Resilienz ihr Thema, jener innere Schutzschild, der trotz großem Unglück nicht verzweifeln lässt. Neuere Forschung hat ergeben, dass es nicht nur eine „posttraumatische Belastungsstörung“ gibt, sondern auch ein „posttraumatisches Wachstum“, sofern man in der Lage ist, aus der Katastrophe einen Gewinn zu ziehen. Das belegt die Autorin mit zwölf Porträts. Sie interviewte unter anderem den Jazzmusiker Coco Schumann, der Auschwitz überlebte, die farbige Menschenrechtlerin Maya Angelou, den gelähmten ehemaligen Surfprofi Jesse Billauer und Cindi Lamb, deren Tochter ermordet wurde. Die persönlichen Erfahrungen dieser von Schicksalsschlägen betroffenen Menschen ergänzt sie mit aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen. Ihr Fazit: Wir alle besitzen die Fähigkeit zur Resilienz. Die Basis dieser inneren Stärke ist das Vertrauen in die Fähigkeit, das eigene Leben in den Griff zu bekommen. Es stützt sich auf Akzeptanz, Aufgeben der Opferrolle, einen realistischen Optimismus, Verantwortung, aktive Zukunftsplanung, Netzwerke und Freundschaften. Wie sich diese Kräfte aktivieren lassen, vermittelt Michaela Haas zudem mit effektiven Übungen.
Ein beeindruckendes Buch, das Mut macht. Es zeigt durch große Beispiele und mit sorgfältiger Anleitung, dass wir dem Schicksal durchaus Paroli bieten können. 

1 Kommentar:

  1. Liebe Frau Dr. Wlodarek, ich lerne gerne von anderen und nehme sie mir als Vorbild. Was ist mit den Menschen, die in frühster Kindheit bereits in der Familie kleingemacht wurden? Die niemanden getroffen haben, die sagen, "Du bist großartig!"? Die ihre Begabung für andere einsetzen und dafür keinen Dank erhalten? Müssten nicht alle Eltern sensibilisiert werden, ihre Kinder zu stärken? Prävention statt später Therapie? Ist das nicht ein gesellschaftliches Problem? Müsste es in der Schule ein Unterrichtsfach wie praktische Psychologie und Philosophie geben? Natürlich ist es nie zu spät, seinem Leben eine andere Richtung zu geben. Das vorgestellte Buch macht bestimmt Mut. Danke und herzliche Grüße nach HH!

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