Frédéric Beigbeder: Oona & Salinger. Roman. 300 Seiten. 19,99 €. Piper
Es ist schon ewig her, dass ich J.D. Salingers "Fänger im Roggen" gelesen habe. Ich wusste auch, dass Oona O´Neil Charly Chaplins Ehefrau war. Doch dass der Schriftsteller und die Schauspielergattin in jungen Jahren eine Liebesbeziehung hatten, war mir neu. Diese Wissenlücke füllt Frédéric Beigbeder mit seinem Roman "Oona & Salinger". Genauer gesagt handelt es sich um eine "Non-fiction novel", eine Erzählform, die der Fantasie des Autors Freiheit lässt, aber nahe an den Fakten bleibt.
Im berühmten Stork Club im New York der 40er Jahre treffen sich der 23jährige Salinger und die 15jährige Oona. Einen Sommer lang dauert ihre Romanze. Sie endet, als sich der Schriftsteller im Zweiten Weltkrieg zur Armee meldet. Oona geht nach Hollywood und lernt dort Charly Chaplin kennen.
Soweit die Tatsachen. Beigbeder macht daraus eine interessante Mischung: Er bringt sich immer wieder selbst ein, etwa indem er von seiner Vorliebe für junge Frauen erzählt, von einer gescheiterten Reportage auf der Suche nach Salinger berichtet oder aktuelle Kommentare macht. Er fingiert Dialoge und Briefe, verbindet sie mit dokumentarischen Passagen. Einen großen Raum nehmen die blutigen Schilderungen von Salingers Erfahrungen an der Front ein. Parallel dazu wird Oonas komfortables Leben mit Chaplin beschrieben.
Dieser bunte Cocktail ist geschickt gemixt und anregend zu lesen. Wer jedoch ein literarisches Erlebnis oder biografisch Erhellendes zu den Protagonisten erwartet, wird eher enttäuscht sein.
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