Dörte Hansen: Altes
Land. 285 Seite, 19,99 €, Knaus Verlag
Normaler Weise sind Titel auf der Spiegel-Bestsellerliste
eher Mainstream – was ja auch seinen Reiz hat. Ich erwartete deshalb ein
unterhaltsames Buch mit Anekdoten aus dem Alten Land. Schließlich kenne ich als
Hamburgerin die Lokalität, da mag man das. Aber Überraschung, das Buch ist
anders. Dazu passt auch, dass die Autorin vor Freude geweint haben soll, als
sie das coole Titelbild sah: Eben nicht Fachwerkhaus und blühender Apfelbaum.
Tatsächlich ist die Geschichte eher spröde: Ostpreussische Flüchtlinge treffen
auf alteingesessener Bauern. Die Autorin erzählt über drei Frauen-Generationen.
Die jüngste Protagonistin ist Anne, die zunächst in Hamburg-Ottensen wohnt und
nach dem Scheitern ihrer Ehe zu ihrer Tante Vera ins Alte Land zieht.
Die Schicksale sind hart, also eigentlich schwere Kost. Dass
es trotzdem nicht so wirkt, liegt an Dörte Hansens trockenem Witz. Wie sie etwa
die Supermütter aus dem Hamburger Stadtteil beschreibt, zauberte mir ein
verständnisvolles Grinsen ins Gesicht. Ja, genau, so sind sie (übrigens auch in
Hamburg-Eppendorf, da nur optisch eleganter). Das zweite Plus ist Hansens
genaue Beobachtungsgabe. Man merkt, dass sie nicht nur recherchiert hat,
sondern sich wirklich auskennt. Vor allem aber ist es ihre schnörkellose
Sprache, mit der sie sich sehr präzise ausdrückt. Hier merke ich mit Vergnügen
die Linguistin, die gewiss ebenso an ihren Sätzen gefeilt hat, wie ich es mir
in meinen Sachbüchern abverlange.
Ich habe das Buch an zwei Abenden ausgelesen. Das spricht
wohl für sich.
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